Im März waren sie lediglich von 5,8 Prozent ausgegangen. Auch für 2023 hoben sie die Vorhersage kräftig an, und zwar von 3,4 auf 4,2 Prozent. Sie läge dann immer noch mehr als doppelt so hoch wie von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebt, die die Teuerungsrate bei zwei Prozent halten will. Der russische Krieg gegen die Ukraine hat die Energiepreise in die Höhe getrieben, während sich Lieferengpässe zugleich verschärft haben.

"Die Kaufkraft der verfügbaren Einkommen wird massiv durch die hohe Inflation belastet", schreiben die Experten. "Im laufenden Jahr werden die real verfügbaren Einkommen deshalb nochmals deutlich zurückgehen." 2023 dürften sie dann zwar steigen, aber immer noch deutlich niedriger ausfallen als vor Beginn der Corona-Pandemie. Diese Kaufkraftverluste dämpfen die Erholung des privaten Konsums.

Das IfW beließ dennoch seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr bei 2,1 Prozent. Für 2023 wurde sie hingegen von 3,5 auf 3,3 Prozent gesenkt. "Die deutsche Wirtschaft steuert weiter durch unruhiges Fahrwasser", betonten die Experten. Zwar setzt sich der Aufholprozess bei den kontaktintensiven Dienstleistern von der Corona-Pandemie in hohem Tempo fort, während die Industriebetriebe auf prall gefüllten Auftragsbüchern säßen. "Allerdings verringert die hohe Inflation die Kaufkraft der verfügbaren Einkommen und wirkt so einer höheren Konsumdynamik entgegen", begründeten die Ökonomen. Das Exportgeschäft werde zudem von Lieferengpässen gedämpft.

Der Arbeitsmarkt dürfte sich trotzdem gut behaupten. So soll die Arbeitslosenquote sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr bei 5,1 Prozent liegen, nach 5,7 Prozent 2021. Die Zahl der Beschäftigten soll im kommenden Jahr bei durchschnittlich fast 46 Millionen liegen, was rund eine Million mehr wären als im vergangenen Jahr. "Die Haushaltdefizite der öffentlichen Hand werden sinken, da die Einnahmen kräftig zunehmen und die pandemiebedingten Ausgaben zurückgefahren werden", erwartet das IfW zudem. So soll das Minus in diesem Jahr bei 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen, 2023 dann bei 0,9 Prozent. 2021 waren es noch 3,7 Prozent.