Alle schauen auf den DAX, kaum einer auf den ATX. Dabei hat Österreichs Leitindex das deutsche Pendant seit Ende Oktober deutlich übertroffen. Zuvor war der ATX seit Beginn der Pandemie jedoch weit hinterhergehinkt.
Das lag zum einen daran, dass kaum Tech- und Gesundheitstitel im Alpen-Index vertreten sind. Die gesamte Kapitalisierung des ATX ist geringer als die des größten DAX-Werts SAP. Zum anderen konzentrieren sich bei einer Erholung nach einem Crash die Anleger erst einmal auf die großen Indizes und lassen Nebenmärkte wie Österreich links liegen.
In den vergangenen drei Monaten rückten aber zyklische Titel wie Banken und Industriefirmen in den Fokus der Investoren. Ursache dafür ist die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie durch die Verbreitung von Impfstoffen. Solche zyklischen Old-Economy-Werte bilden den ATX-Schwerpunkt. Hinzu kommen Versorger und Energietitel, die von der Rohstoffe-Hausse profitieren.
Ein weiterer Grund für den verspäteten Kursanstieg war die günstige Bewertung österreichischer Aktien. "Trotz der Rally ist der ATX mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,13 aber immer noch einer der günstigsten Märkte Europas", sagt Wolfgang Matejka, Geschäftsführer der Wiener Vermögensverwaltung Matejka & Partner. Der Index liegt immer noch leicht unter dem Vor-Corona-Niveau im Februar 2020. Der DAX und andere wichtige Indizes haben dagegen längst neue Allzeithochs erreicht. Zudem ist bis zur Bewertung des DAX mit einem KBV von 1,8 noch reichlich Luft. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis des ATX ist für 2021 mit 15 viel geringer als das des deutschen Pendants mit 24.
Die Alpenrepublik leidet zwar noch mehr als Deutschland unter der Corona-Pandemie, da Tourismus und Dienstleistungen mit 15 Prozent Anteil am BIP eine größere Rolle spielen. Trotzdem sind die Wirtschaftsdaten im europäischen Vergleich gut: Die Verschuldung beträgt 86 Prozent vom BIP, die Arbeitslosenquote liegt bei elf Prozent.
Ein Risiko ist die starke Ausrichtung österreichischer Firmen nach Osten. "Das kann aber umgekehrt auch ein Treiber für den ATX werden, wenn die osteuropäischen Staaten sich wie bisher in der Corona-Krise weiter gut schlagen. Denn Investoren, die sich in großem Stil in dieser Region engagieren, kommen zuerst nach Österreich", sagt Matejka.
Er ist optimistisch und hält bis Ende 2021 einen ATX-Stand von 3.500 Punkten (aktuell: 3.030) für möglich - vorausgesetzt, die Impfungen sind erfolgreich und beenden die Epidemie.
Mit einem Turbo-Zertifikat (ISIN: AT 000 0A0 D9F 1) der Erste Group setzen Anleger mit Hebel 1,5 darauf. Die Barriere ist gut 60 Prozent entfernt.