Immobilien: Experten sind sich alles andere als einig, wie sich Corona auf die Wohnungspreise auswirkt. Ein Professor rät Anlegern zu Gelassenheit. Von Bernhard Bomke

Eine klare Antwort auf die Frage, wie sich die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland infolge der Corona--Pandemie im Schnitt entwickeln werden, gibt es nicht. Die Prognosen reichen von Preiseinbrüchen bis zu 25 Prozent (Forschungsinstitut Empirica) über stabile Preise und sogar weiter steigende Mieten (Immobilienverband Deutschland) bis zu weiteren Preiszuwächsen (Deutsche Bank). Irgendwo dazwischen liegt das IW Köln mit Nachlässen bis zu zwölf Prozent.

Die Voraussagen zielen auf dieses Jahr oder längstens zwölf Monate. Danach, so scheinen die Fachleute einig, geht es mit den Preisen eher rauf als runter. Das alles unter der Prämisse, dass die Rezession spätestens 2021 überwunden werde. Von einer Preisblase - sofern es in Deutschland überhaupt irgendwo eine gibt -, die platzen könnte, spricht keiner. Ganz im Gegenteil gehen die Marktforscher der Deutschen Bank mindestens bis 2022 von weiter steigenden Preisen aus. Corona führe allenfalls zu einer Zykluspause, also zu einer vorüber-gehenden Unterbrechung des generellen Aufwärtstrends.

Vier Prozent Mietrendite


Die Deutschbanker sind die konsequentesten Verfechter von Wohnimmobilien als Betongold, also als eher sichere Anlage. Sie verweisen unter anderem auf Mietrenditen von durchschnittlich vier Prozent im Jahr. Mit Blick auf womöglich höhere Inflationsraten in den nächsten Jahren aus ihrer Sicht ein starkes Argument. Obendrein werde die Nachfrage nach Wohnungen nach der Pandemie noch zunehmen, weil langfristig mit mehr Zuwanderung zu rechnen sei.

Frühestens ab Ende 2021 erwartet Empirica wieder steigende oder zumindest stagnierende Preise. Davor aber gehe es im Schnitt bergab. "Wir rechnen in den kommenden Monaten mit einer Delle bei den Kaufpreisen, die bei minus zehn bis minus 25 Prozent liegen dürfte", schreiben die Berliner. Der Preisboom wäre damit erst einmal passé. "Je stärker und je länger die Rezession, desto schärfer der Preiseffekt." Die Forscher nennen fünf Faktoren für ihre Prognose von kurzfristigen Preisrückgängen: steigende Zinsen, weniger Zuzug in die Boomstädte, Notverkäufe infolge von weniger Liquidität etwa bei Freiberuflern, -weniger Neubau und weniger Nachfrage von Kapitalanlegern.

Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum, hält alle derzeitigen Prognosen zu Wohnungspreisen für spekulativ und bisweilen unseriös. "Wir wissen doch gar nicht, wie stark sich Corona auf die Wirtschaft noch auswirken wird", sagt er. Hinweise auf fallende Preise habe er aktuell jedenfalls keine.

Kapitalanlegern, die sich vor der Seuche für den Kauf einer Wohnung interessierten, rät er, ihr Vorhaben einfach weiterzuverfolgen. Eines seiner Argumente: "Wohnimmobilien bieten relativ gute Renditen."