Seit dem 9. November kann die Menschheit wieder aufatmen. Dank Biontech und Pfizer, die einen durchschlagenden Erfolg bei ihrem Corona-Impfstoff gemeldet haben, dem nun zeitnah eine Notfallzulassung folgen soll. Wenige Tage später schloss die Biotechschmiede Moderna mit ihrem Kandidaten zu der deutsch-amerikanischen Allianz auf. Und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch Astrazeneca seinen Wirkstoff ausrollen darf.
Viele Länder haben bereits Verträge über die Lieferung von Milliarden von Dosen abgeschlossen. Mit den potenziellen Zulassungen startet nun der Wettlauf um den Transport der besonders sensiblen Fracht. Der mRNA-Impfstofftyp von Biontech/Pfizer erfordert beispielsweise eine eisige Lagerung bei minus 70 Grad. Für den Anbieter von Thermocontainern Va-Q-tec sind diese Temperaturen kein Problem. Die Hightechlösungen der Würzburger können über mehrere Tage die gewünschte Temperatur konstant halten - und das größtenteils ohne Energieeinsatz.
Richtig abfüllen …
Noch bevor aber die Impfstoffe auf die Reise gehen können, müssen sie in dafür geeignete Behälter abgefüllt werden. Hier spielt die Musik dank Gerresheimer ebenfalls in Deutschland. Egal ob Glasfläschchen, Ampullen oder Injektionsspritzen: Die Düsseldorfer zählen schon lange zu den Haus- und Hoflieferanten der Pharma- industrie.
Im Zuge der Pandemie steht dem Unternehmen nun eine Sonderkonjunktur bevor. Zahlreiche Impfstoffhersteller klopften bereits bei Gerresheimer an, was dazu führte, dass der Konzern nun in zusätzliche Kapazitäten investiert. Insgesamt haben sich die Rheinländer vorgenommen, ein Drittel der weltweiten Nachfrage nach den Covid-19-Impfstofffläschchen zu erfüllen. Das entspricht rund einer Milliarde Stück. Damit muss das Potenzial aber nicht erschöpft sein. Für den Fall, dass Mehrfachimpfungen oder Auffrischungen vonnöten sind, kann sich die Nachfrage noch vervielfachen.
… und transportieren
Ist der Wirkstoff abgefüllt, kommen die Spezialisten rund um die Impfstofflogistik ins Spiel. Wie bereits eingangs erwähnt, führt hier kaum ein Weg an Va-Q-tec vorbei. Das Unternehmen sorgte jüngst mit der Bekanntgabe einer Vereinbarung mit einem großen Pharmahersteller zur Bereitstellung von mehreren Tausend Containern für Furore. Das dürfte aber nicht der einzige Deal bleiben. "Wir arbeiten an vielen Projekten - und das national und international", stellte Vorstandschef Joachim Kuhn auf dem diesjährigen virtuellen Eigenkapitalforum klar.
Va-Q-tec ist in Sachen Corona schon länger groß im Geschäft. Die hohe Nachfrage nach Transportlösungen für den weltweiten Versand von Covid-19-Testkits sorgte in den ersten neun Monaten für einen Umsatzzuwachs von 13 Prozent auf 53,2 Millionen Euro. Am deutlichsten legte das Systemgeschäft, der Verkauf thermischer Verpackungen, mit einem Anstieg um mehr als die Hälfte zu. Der Gewinn stieg sogar überproportional. Das operative Ergebnis erhöhte sich um 34 Prozent, was zu einer um drei Prozentpunkte verbesserten Marge von 17 Prozent führte.
Wir gehen davon aus, dass Va-Q-tec mittelfristig weiterhin stark wachsen wird. Die Gefahr, dass das Business nach der Pandemie leiden könnte, besteht nicht. "99 Prozent aller Krankheiten sind nicht Corona", erläutert Kuhn und fügt hinzu: "Wir haben die Schlüsseltechnologie." Vor allem in Bezug auf die Energieeffizienz sind die Behälter der Firma einzigartig.
Die Aktie hat sich nach den jüngsten Meldungen kurzfristig mehr als verdoppelt, korrigierte dann aber scharf. Das zeigt, dass der Small Cap nichts für schwache Nerven ist. Wir haben Va-Q-tec bereits in Ausgabe 16/2020 bei einem Kurs von zehn Euro zum Kauf empfohlen. Wer noch dabei ist, darf sich heute über eine Vervierfachung freuen. Mit einem Stopp bei 29 Euro können Aktionäre beruhigt auf weiter nach oben kletternde Notierungen setzen. Neueinsteigern raten wir, sich scheibchenweise zu engagieren und Rücksetzer zu nutzen.
Über entsprechende Kühlaggregate verfügt auch Thermo King, eine Marke von Trane Technologies. Das Unternehmen bezeichnet sich sogar als weltweit führend im Bereich intelligenter durchgängiger Kühlketten. "Unsere neuen Kühllagerlösungen können eine Temperatur von minus 70 Grad Celsius über längere Zeiträume aufrechterhalten", bestätigt Dave Regnery, der bei Trane das operative Geschäft leitet.
Dass das Unternehmen bereits vor der Pandemie auf Wachstum programmiert war, zeigt ein Blick in die Bücher. In den vergangenen fünf Jahren legte der Gewinn je Aktie im Durchschnitt um 14,2 Prozent per annum zu. Corona verleiht den Irländern, und damit auch der Aktie, nun zusätzliche Fantasie.
Lohnende Fracht
Neben Herstellern von Klimaboxen bringen sich allmählich auch die Transporteure in Stellung, welche die Wirkstoffe rund um den Globus befördern müssen. Nach Einschätzung der Deutschen Post werden in den nächsten zwei Jahren zehn Milliarden Corona-Impfdosen verschickt.
Um sich einen Teil vom Kuchen abzuschneiden, hat sich der gelbe Riese bereits entsprechend aufgestellt. "Die Verteilung wird nicht an der Logistik scheitern", sagte Postchef Frank Appel bei der jüngsten Zahlenpräsentation. Dazu hat der Konzern gemeinsam mit Partnern in den letzten Monaten an einer Lösung gearbeitet. Mithilfe von Trockeneis kann die DHL nun Medikamente bis zu drei Tage lang bei konstant niedriger Temperatur von bis zu minus 80 Grad lagern und transportieren. Erste Logistikverträge zu Covid-19-Impfstoffen wurden bereits geschlossen.
Auch Konkurrent Fedex sieht sich imstande, die technologischen Herausforderungen zu meistern. Der US-Konzern hatte bereits 2009 während der H1N1-Pandemie jede Menge Know-how gesammelt und dabei auch seine Kühlketteninfrastruktur auf den neuesten Stand gebracht. Mit einer Vielzahl von Gefrierschränken und Kühlanhängern möchte Fedex den Anforderungen gerecht werden. "Wir wissen, dass es ein sehr bedeutender Markt werden wird", zeigt sich Richard Smith, der Sohn des Firmengründers, zuversichtlich.
Den Logistikern kommt zugute, dass nicht alle Wirkstoffe tiefgefroren werden müssen. Bei Moderna reichen zwei bis acht Grad, und die potenziellen Impfstoffe von Astrazeneca und Curevac kommen angeblich mit Kühlschranktemperatur aus. Ein wichtiger Punkt, denn Trockeneis könnte schnell zum knappen Gut werden.
Knapp könnten auch Transport-Lkw werden. "Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen könnte 2021 steigen", glaubt etwa UBS-Analyst Steve Fisher. Allein die Verteilung von Impfstoffen in den USA dürfte seiner Ansicht nach 1300 Lkw erfordern.
Ein Profiteur dessen ist laut der Schweizer Großbank Paccar. Die Geschäfte des US-Nutzfahrzeugherstellers laufen aber auch ohne Corona-Fantasie derzeit besser als erwartet. Im dritten Quartal übertraf der Konzern, zu dem die Marken Kenworth und Peterbilt gehören, sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnprognosen. Die Aktie steht kurz vor dem Ausbruch. Risikobereite Anleger gehen eine "Long-Wette" ein.