Seit 28 Jahren stand bei der deutschen Inflation nicht mehr die Zahl Vier vor dem Komma. Nun übersprang die Teuerungsrate diese Marke im September mit 4,1 Prozent, und das soll nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu noch höheren Werten sein. Schon im November, meint der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Krämer, könnte der Wert auf fünf Prozent klettern.
Hauptursache sind die steigenden Energiepreise. Aber auch Nahrungsmittel haben sich überproportional verteuert. Und das nicht nur in Deutschland: Im Euroraum kletterten die Preise von Waren und Dienstleistungen im September um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, der höchste Stand seit 2008. In den USA erreichte die Inflation zuletzt sogar 5,4 Prozent. Allein für Kraftstoffe müssen Amerikaner über 40 Prozent mehr bezahlen als noch vor einem Jahr. Nur China scheint mit 0,7 Prozent noch unbehelligt, doch der jüngste Anstieg der Erzeugerpreise um fast elf Prozent lässt ahnen, dass dies nicht mehr lange so bleiben wird.
"Vermeintlich kurzzeitige Probleme dauern häufig länger als erwartet. So ist es auch mit der Inflation", sagt Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei der französischen Fondsgesellschaft LFDE. "Auch wenn die Fed und die EZB sie weiterhin als ,vorübergehend‘ einstufen, beunruhigt sie zunehmend Anleger, Hersteller und Verbraucher." Denn dass der Preisanstieg bei Rohstoffen unmittelbar aufhört, ist derzeit nicht zu erwarten. Zudem hat das Durchreichen der höheren Kosten an die Verbraucher in vielen Branchen gerade erst begonnen.
Dadurch steigen nicht nur die Lebenshaltungskosten. Erspartes verliert an Wert. Als Inflationsschutz gelten neben Aktien, Gold und Sachwerten auch inflationsgeschützte Anleihen. In der Regel handelt es sich um Staatsanleihen mit einem relativ niedrigen nominalen Zinssatz. Dazu kommt ein an einen Inflationsindex gebundener Aufschlag. Wenn die Geldentwertung deutlich zulegt, spielen diese Papiere ihre Vorteile aus. Renditewunder sollten Anleger jedoch nicht erwarten. Zwischen zweieinhalb und fünf Prozent warfen gute Fonds und ETFs dieser Anlageklasse in den vergangenen Jahren durchschnittlich per annum ab. Als stabilisierender Baustein im Depot sind solche Portfolios jedoch empfehlenswert.