Wut und Ängste der Konsumenten nehmen zu: Sie fürchten, dass die Inflation außer Kontrolle gerät. Sparguthaben und Depots verlieren an Wert, die Kreditkosten steigen, alles wird teurer. Wie kommt man da über die Runden? Die Preise für Nahrungsmittel lagen in Deutschland im Mai um elf Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Speisefette und Speiseöle kosteten fast 40 Prozent mehr. Gleichzeitig schießen die Energiekosten nach oben, auch Mietern drohen kräftige Erhöhungen. Deutlich mehr müssen die Bürger ebenso für Waren des täglichen Bedarfs bezahlen.
Doch die Inflation bedroht die Aktienmärkte auch auf einer ganz anderen Ebene: Fallende Zinsen waren viele Jahre ein wichtiger Kurstreiber. Die in Zukunft erwarteten Unternehmensgewinne mussten mit immer niedrigeren Prozentzahlen abgezinst werden. Die Zukunft wurde also wertvoller. In der Logik der Börse rechtfertigte das höhere Bewertungskennziffern, vor allem bei jenen Unternehmen mit Aussicht auf starkes Wachstum. Innerhalb von zehn Jahren stieg das KGV des von Techwerten dominierten Aktienindex Nasdaq 100 von 13 auf 30, beim DAX von neun auf 16, beim breiten amerikanischen Aktienindex S&P 500 von zwölf auf 23.
Die Aktienkurse sind im Aufschwung also deutlich stärker gestiegen als die Unternehmensgewinne. Da jetzt die Zinsen steigen, kehrt sich dieser Bewertungseffekt um. Das erklärt die massiven Kursverluste vor allem im Technologiesektor. Immerhin sind die KGVs der Indizes inzwischen wieder auf das Niveau des langjährigen Durchschnitts gefallen. Und das eröffnet bei ausgewählten Aktien Chancen für Anleger.
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