Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt im Juni 1992 im Zuge des Wiedervereinigungsbooms. Im Oktober hatte die Inflationsrate noch bei 4,5 Prozent gelegen, im September bei 4,1 Prozent. Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass künftig wieder mit niedrigeren Wert zu rechnen ist.
"Es bestehen gute Chancen, dass wir mit dem aktuellen Anstieg den Höhepunkt der Inflation erreicht haben oder dass dieser spätestens im Dezember erreicht wird", sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Sondereffekte aus der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung würden ab Januar wegfallen, während die Ölpreise mittlerweile von ihrem Höchststand wieder gesunken seien. Erste Indizien deuteten zudem auf eine allmähliche Entspannung bei den Lieferketten hin. "Allerdings könnte es bis in die zweite Jahreshälfte 2022 dauern, bis die Inflationsrate wieder unter die Marke von 2,0 Prozent fällt", sagte Dullien. Diese Marke strebt die Europäische Zentralbank (EZB) als Idealwert an.
"STARKER REALLOHNVERLUST"
Der aktuelle Preisschub kommt vor allem weiter von der Energie: Sie kostete 22,1 Prozent mehr als im November 2020. Mit 101,9 Prozent haben sich dabei die Preise für Heizöl binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt, während für Kraftstoffe wie Benzin 43,2 Prozent mehr verlangt wurden. Auch Erdgas (+9,6 Prozent) und Strom (+3,1 Prozent) wurden merklich teurer. "Neben den Basiseffekten durch die sehr niedrigen Preise im November 2020 wirkte sich auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe preiserhöhend aus", erläuterte das Statistikamt.
Nahrungsmittel verteuerten sich mit 4,5 Prozent ebenfalls stark. Spürbar mehr kosteten insbesondere Speisefette und Speiseöle (+11,9 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+6,4 Prozent). Für Fahrzeuge mussten 7,7 Prozent sowie Möbel und Leuchten 5,3 Prozent mehr hingeblättert werden. Bei Dienstleistungen lag das Plus bei 2,9 Prozent, wobei die Nettokaltmieten um 1,4 Prozent anzogen.
Aus der hohen Inflation ergibt sich für viele Tarifbeschäftigte "ein ungewöhnlich starker Reallohnverlust", wie das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) betonte. Das durchschnittliche Lohnplus dürfte sich in diesem Jahr auf 1,7 Prozent belaufen, während die Preise im Schnitt um 3,1 Prozent zulegen sollen. Daraus ergibt sich ein Reallohnminus von 1,4 Prozent. "Die jüngsten Lohnabschlüsse deuten derweil nicht darauf hin, dass von steigenden Lohnkosten eine Gefahr für die Preisstabilität ausgehen könnte", sagte IMK-Direktor Dullien.
rtr