Der genaue Betrag hänge vom Ausgang der Gespräche mit den US-Behörden ab. Einer der VW-Konzernkenner bestätigte zudem, dass die Betrugssoftware, mit der VW millionenfach Abgaswerte geschönt hat, ursprünglich von der Tochter Audi stammte, dort aber nie eingesetzt wurde. Als erstes hatte darüber das "Handelsblatt" berichtet. Volkswagen äußerte sich nicht.

Der Konzern hatte im dritten Quartal bereits wegen der Reparatur der weltweit rund elf Millionen von Manipulation der Dieselabgaswerte betroffenen Fahrzeuge 6,7 Milliarden Euro zurückgestellt. Dadurch schrumpft der Gewinn 2015 deutlich. Analysten rechnen allerdings nicht damit, dass VW deshalb in die Verlustzone gerät. Dann wäre Volkswagen womöglich auch in der Lage, den Aktionären eine kleine Dividende zu zahlen. Ein Insider machte deutlich, dass in dem Fall weniger als ein Euro je Anteilschein ausgeschüttet würde. Es könne aber auch sein, dass keine Dividende gezahlt werde. Für das vorangegangene Jahr war den Vorzugsaktionären je 4,86 Euro und den Stammaktionären 4,80 Euro je Anteilschein gezahlt worden.

DIE UHR TICKT



In den USA läuft am Donnerstag eine vom Bezirksgericht in San Francisco gesetzte Frist aus, bis zu der sich Volkswagen mit den Behörden geeinigt haben muss. Aus Dokumenten des Gerichts geht hervor, dass die Niedersachsen weiter auf eine außergerichtliche Einigung setzen. Eine von den Klägern geforderte beschleunigte Anhörung oder einen Prozess hält VW "nicht für angemessen oder für nötig". Der Konzern verhandelt seit Monaten mit der Umweltbehörde EPA und ihrem kalifornischen Pendant CARB über die Reparatur oder den Rückkauf der rund 580.000 manipulierten Autos in den USA. Sollte ein Kompromiss scheitern, droht im Sommer ein Prozess.

Analysten werteten die Aussagen der VW-Anwälte in dem Gerichtsdokument jedoch als Hinweis, dass die Wolfsburger fristgerecht einen Kompromiss präsentieren werden. "Das stützt unsere Erwartung, dass VW am Donnerstag eine umfassende Einigung mit der EPA präsentieren wird", sagte Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI. Damit könne das Unternehmen wahrscheinlich einen Schlussstrich unter die Probleme in den USA ziehen. "Volkswagen hat ein großes Interesse daran, sich zu vergleichen", sagte Frank Schwope von der NordLB.

Reuters hatte bereits vor längerem aus Unternehmenskreisen erfahren, dass Europas größter Autokonzern an einer Gesamtlösung für die in den USA durch den Abgasskandal aufgebrochenen Konflikte arbeiten. Denn neben den Gesprächen über eine Einigung mit der US-Umweltbehörde über eine technische Lösung laufen auch Verhandlungen über die vom amerikanischen Justizministerium angedrohten Strafen wegen Verstößen gegen US-Umweltrecht. Wie eine Gesamtlösung genau aussehen könnte, ist bislang nicht bekannt. Klar scheint lediglich, dass neben einem Reparaturplan für die von Manipulation betroffenen Dieselautos oder dem Rückkauf auch eine Kompensation für den jahrelangen überhöhten Stickstoffausstoß dieser Fahrzeuge nötig ist.

"DANN HABEN SIE ETWAS GEMACHT, WAS MAN NICHT DARF..."



Einem der Insider zufolge wurde die Software, mittels der ein Dieselauto erkennt, es auf dem Teststand steht und nur dann die Abgaswerte einhält, von Audi-Ingenieuren entwickelt. "Diese Leute sind später zu VW gewechselt. Und als es da ein Problem mit den Abgaswerten gab, haben sie sich an die Sache erinnert. Und dann haben sie etwas gemacht, was man nicht darf ...", sagte die Person. Ein zweiter Insider bestätigte die Informationen.

Für Volkswagen wäre eine Einigung mit den Umweltbehörden ein wichtiger Schritt bei der Bewältigung der Dieselaffäre. Dann wäre nämlich absehbar, wieviel Geld VW für den Skandal insgesamt zur Seite legen muss. Der Konzern will am Freitag vorläufige Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr präsentieren.

Der erwartete Kompromiss mit den US-Behörden betrifft nur die technische Seite der Dieselmanipulation. Die durch eine Klage des US-Justizministeriums drohenden Strafen kommen obendrauf. Noch ist unklar, um welche Beträge es dabei geht. Eine Summe von bis zu 46 Milliarden Dollar steht im Raum. Juristen schätzen, dass es weniger wird.

Die nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen vor sieben Monaten gebeutelte VW-Aktie schloss am Mittwoch 6,6 Prozent höher und war damit größter Gewinner im Leitindex Dax.