€URO AM SONNTAG: Frau Mohr, die Europäische Zentralbank hat den Einlagenzins für Banken auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Kommen jetzt auch negative Zinsen beim Baugeld?
MIRJAM MOHR: Baugeldzinsen hängen nur mittelbar mit den Zinsen der EZB zusammen. Hier lohnt es sich, auf die Zinsen von Anleihen und Pfandbriefen zu schauen. Da müssen wir sehen, wie diese sich weiterentwickeln. Ich bin mir aber sicher, dass Baugeld sehr günstig bleibt.
Machen sich erste Banken bereits Gedanken, wie sie negative Zinsen umsetzen?
Technisch ist es grundsätzlich möglich. Ich kann mir vorstellen, dass es in Einzelfällen bei Kunden mit bester Bonität solche Zinsen geben könnte. Einen massentauglichen Minuszinskredit wird fürs Erste keine Bank entwickeln. Derzeit positionieren sich viele Banken mit positiven Mindestzinsen. Zudem bleibt die Frage, ob negative Baugeldzinsen gesellschaftlich gewollt sind.
Sie denken da an den Vermieter, der weniger tilgen muss, als er aufgenommen hat, und trotzdem hohe Mieten verlangt?
Zum Beispiel. Das würde politisch heiß diskutiert werden.
Wie sollten sich Menschen, die kaufen oder bauen wollen, nun aufstellen? Abwarten, ob Baugeld nicht noch günstiger wird?
Die Zinsen sind zwar so niedrig wie nie. Aber nur des Zinses wegen einen Kredit aufzunehmen, würde ich niemandem raten. Das Objekt und auch die gesamte finanzielle Situation müssen passen. Viele reden über den Zins, aber die Tilgung ist genauso wichtig.
Also sollte man das, was man heute im Vergleich zu vor zehn Jahren beim Zins spart, in die Tilgung stecken?
Das wäre nicht schlecht, so haben Sie Ihre Immobilie schnell abbezahlt.