Grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung, und die keimt derzeit in Italien. Ministerpräsident Mario Draghi, seit wenigen Wochen im Amt, hat bereits als Chef der Europäischen Zentralbank die Eurozone vor dem Zusammenbrechen bewahrt. Nach Einschätzung der Investoren verfügt er auch über Autorität und den notwendigen politischen Rückhalt, um die drittgrößte Volkswirtschaft in Europa zu stärken. Die aus unabhängigen Experten und Vertretern fast aller Parteien zusammengesetzte Regierung Draghis kann sich bislang der breiten Unterstützung durch das Parlament sicher sein.

Die Zuversicht der Anleger - insbesondere in die Zahlungsfähigkeit des Landes - zeigt sich an der hohen Nachfrage nach dem ersten grünen Bond Italiens. Für die im Jahr 2045 fällige Anleihe im Volumen von 8,5 Milliarden Euro gingen Orders in Höhe von 80 Milliarden Euro ein. Die Regierung in Rom will rund 90 Prozent der aufgenommenen Mittel in die Bereiche Transport, Energieeffizienz, Umweltschutz sowie biologische Vielfalt investieren. Draghi ließ in seiner Regierungserklärung keinen Zweifel daran, dass er das Land nachhaltig verändern will: "Das ist unsere Aufgabe als Italiener: Unseren Kindern und Enkelkindern ein besseres und gerechteres Land zu hinterlassen." Neben dem Abbau einer überbordenden Verwaltung sowie Änderungen im Steuerrecht hat für den 73-Jährigen auch der ökologische Umbau Priorität.

Tief in den Miesen

Reformen sind dringend notwendig: Das Land steckt in einer schweren Krise, nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr sank das Bruttoinlandsprodukt um 8,8 Prozent. Der Schuldenstand ist im Vergleich zur gesamtwirtschaftlichen Leistung auf fast 160 Prozent gestiegen. Weltweit ist das eine der höchsten Schuldenquoten. Und die Arbeitslosenrate beträgt neun Prozent. Zudem ziehen die Infektionszahlen aktuell wieder deutlich an.

Bei der Lösung der Probleme wird Draghi von Brüssel finanziell kräftig unterstützt - das beruhigt Anleihe-Investoren. Italien erhält rund 200 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds. Etwa 80 Milliarden Euro müssen nicht zurückgezahlt werden. Doch die Zeit drängt. Die Regierung ist bis Ende April aufgefordert aufzuzeigen, wie sie die zugesagten Gelder verwenden will.