Italiens Geldhäuser haben wegen der Wirtschaftsflaute der vergangenen Jahre einen Berg an faulen Krediten von rund 360 Milliarden Euro aufgehäuft. Bankaktien des Landes waren zuletzt an der Börse schwer unter Druck geraten. Nach dem Brexit-Votum in Großbritannien hat sich das sogar noch verstärkt.

Italiens Regierung befindet sich derzeit in Gesprächen mit der EU-Kommission über Pläne, angeschlagene Geldhäuser mit Staatsmitteln zu stützen. Dies würde Verluste von Eignern und Investoren begrenzen, die nach geltenden EU-Regeln zunächst zur Kasse gebeten werden müssen. Eine Bankenkrise würde für das Mittelmeerland zur Unzeit kommen. Die meisten Volkswirte rechnen für dieses Jahr nur mit einem mageren Wirtschaftswachstum von unter einem Prozent und mit einem noch geringeren Plus für 2017. Die italienische Banca Popolare dell'Emilia Romagna (BPER) kündigte unterdessen am Freitag an, in der kommenden Woche faule Kredite im Wert von 450 Millionen Euro zu verkaufen.

Er sei zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werde, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten überwinden, sagte Visco. Es sei keine Notlage des kompletten Bankensystems. Ein Großteil der Problemdarlehen gehöre zu Instituten, die finanziell gesund seien. In der gegenwärtigen Lage müssten Entscheidungsträger in der EU bereit sein, Marktturbulenzen zu begrenzen, Liquidität zu sichern und das Bankensystem zu stärken. Visco warnte vor einer zu rigiden Anwendung der Regeln zur Bankenaufsicht.

Bei den obersten Bankenwächtern in der Euro-Zone finden solche Forderungen offenbar inzwischen Gehör. So lehnt EZB-Vizechef Vitor Constancio Staatshilfen für Geldhäuser nicht pauschal ab, wenn es darum geht, die Stabilität des Bankensystems zu verbessern. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die größten Geldhäuser der Währungsunion zuständig.