"Diese Krise ist wie keine andere bisher." Die wirtschaftliche Lage sei noch schlimmer als in der Finanzkrise 2008/09. Für das nächste Jahr erwartet der IWF eine kräftige Erholung, räumt aber ein, dass diese Schätzung in erster Linie von der Dauer der Pandemie abhängt und am Ende auch Makulatur sein kann.

Die Weltwirtschaft wird laut IWF 2020 um 3,0 Prozent schrumpfen. Bei seiner Januar-Schätzung ging der IWF noch von einem Wachstum von 3,3 Prozent aus - das bedeutet eine Reduzierung von satten 6,3 Punkten. In der Finanzkrise hatte die Weltwirtschaft in etwa stagniert, damals waren primär Industriestaaten betroffen. Doch jetzt sind de facto alle Länder in Mitleidenschaft gezogen. Positiv wertete der IWF die schnellen und umfangreichen Rettungsprogramme zahlreicher Regierungen, die sich auf mehrere Billionen Dollar summieren. Dazu kämen die Hilfen der Notenbanken rund um den Globus.

Gopinath sagte, die wirtschaftlichen Verluste durch die Pandemie dürften sich 2020 und 2021 zusammen auf rund neun Billionen Dollar summieren - mehr als die Volkswirtschaften von Deutschland und Japan gemeinsam ausmachen. Wahrscheinlich werde der Höhepunkt der Krise im Laufe des zweiten Quartals 2020 erreicht und dann eine allmähliche Erholung im zweiten Halbjahr einsetzen. 2021 dürfte die Weltwirtschaft um 5,8 Prozent wachsen. Trotzdem werde die Verschuldung deutlich anziehen. Hier fürchten manche Ökonomen bereits die nächste Krise.

Die IWF-Frühjahrestagung, die traditionell mit dem Weltwirtschaftsausblick eingeläutet wird, findet wegen der hohen Ansteckungsgefahr dieses Jahr nur per Videokonferenzen statt. Normalerweise reisen dafür rund 10.000 Gäste in die US-Hauptstadt.

CHINAS WIRTSCHAFT DÜRFTE 2020 NICHT SCHRUMPFEN


Für die USA als weltgrößte Volkswirtschaft erwartet der IWF 2020 ein Minus von 5,9 Prozent. Die Wirtschaft der Euro-Zone dürfte um 7,5 Prozent schrumpfen, Deutschlands Wirtschaftsleistung um 7,0 Prozent. Schlechter sieht die Lage in den besonders stark von der Pandemie betroffenen Ländern Italien und Spanien aus. Hier rechnet der IWF mit einem Minus von 9,1 beziehungsweise 8,0 Prozent.

Die Schwellen- und Entwicklungsländer dürften zusammen ein Prozent Wirtschaftsleistung verlieren. Besser sind die Schätzungen für China, wo die Einschränkungen des öffentlichen Lebens bereits wieder gelockert worden sind. Hier gebe es bereits Zeichen der Erholung, so Gopinath. Die Wirtschaft der Volksrepublik dürfte 2020 um 1,2 Prozent wachsen - und 2021 um 9,2 Prozent. Auch für die anderen Länder erwartet der Fonds mehr oder weniger kräftige Erholungen - für Deutschland 2021 zum Beispiel ein Plus von 5,2 Prozent.

Die Pandemie könnte sich aber als dauerhafter herausstellen, hieß es in dem IWF-Bericht. Das sei momentan die größte Unbekannte in den Prognosen. Sollte sich die gesundheitliche Lage 2021 nicht bessern, könnten die Schätzungen für die Weltwirtschaft im schlimmsten Fall um acht Prozentpunkte nach unten abweichen - dann würde sich die Rezession nächstes Jahr also fortsetzen.

SCHULDENERLEICHTERUNGEN IM FOKUS


Deutschland unterstützt Regierungskreisen zufolge Bemühungen, besonders armen Staaten Schuldenerleichterungen zu gewähren. Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) wollen am Mittwoch auch darüber beraten. Ein deutscher Regierungsvertreter sagte, denkbar seien Aufschübe bei Zins- und Tilgungszahlungen, damit sich auch arme Länder in der Krise auf die Ausstattung der Gesundheitssysteme mit zusätzlichen Ressourcen konzentrieren könnten. Bis zu 14 Milliarden Dollar könnten gestundet werden.

Der IWF hat 25 besonders armen Ländern aus seinem Notfallsfonds CCRT bereits Schuldenerleichterungen gewährt. Davon profitieren unter anderem Haiti, Mali, Nepal, Niger, Ruanda, Togo und Jemen. Die Hilfen sind dabei zunächst auf sechs Monate befristet. Der CCRT hat ein Volumen von 500 Millionen Dollar, soll aber auf 1,4 Milliarden aufgestockt werden - wäre damit aber immer noch nur ein kleiner Teil des IWF. Dieser kann insgesamt eine Billion Dollar verleihen.

rtr