Kommende Woche ist es also so weit: Am 13. und 14. Juni treffen sich die wichtigsten Mitglieder der US-Notenbank Fed. Es wird dann um eine weitere Leitzinserhöhung gehen. Und darum, ob und wie man die Bilanz der Notenbank schrumpft - die Fed hat ja seit der Finanzkrise massiv Wertpapiere gekauft, um die Konjunktur zu stützen.

Dabei scheint es fast schon ausgemacht, dass die Zinsen tatsächlich angehoben werden. Zumindest ist man sich unter den Kommentatoren da recht einig. Und das kommt nicht von ungefähr. Das beste Indiz für eine Erhöhung lieferten die Mitglieder der Notenbank schließlich selbst. Fasst man deren Aussagen der zurückliegenden Wochen zusammen, geht man bei der Fed von weiterhin guten Wachstumsperspektiven und von einer positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt aus. Das sollte eigentlich reichen, um den Zins um einen Viertelprozentpunkt anzuheben.

Ob dies die Börse dann etwas bremst? Bislang klettern die Indizes in diesem Jahr ja fast ohne Pause - und das sowohl in den USA wie auch in Europa und in Fernost. Ein Rekordhoch folgt auf das nächste. Offensichtlich scheint an den Aktienmärkten die Meinung vorzuherrschen, dass das - zumindest kurzfristig - mit den Zinserhöhungen schon nicht so schlimm werden wird. Es gibt ja auch gute Gründe für Optimismus: Die Unternehmensgewinne und die Prognosen klettern und auch das Sentiment stimmt. So sind die Insider, also die großen Finanzadressen und die Unternehmensvorstände selbst, weiterhin schön in Kauflaune.

Aber vielleicht ist das ja auch schon etwas zu viel des Frohsinns. Beispielhaft steht dafür etwa der bekannte amerikanische Value-Investor Jeremy Grantham. Der ist eigentlich für seine sachlichen Analysen bekannt, bemerkte aber gerade, dass die doch hohen Bewertungen am Aktienmarkt wohl auch deshalb so hoch seien, weil man es eben mit einer "neuen Ära" zu tun habe. Eine Aussage, die irritiert und etwas an die Euphorie während der Internetjahre erinnert, als die ausufernden Kurse mit der Bemerkung "This time is different" abgetan wurden.

Euphorie ist ja immer gefährlich für den Aktienmarkt. Und spannend ist in diesem Zusammenhang auch, dass am Anleihemarkt die Dinge etwas anders beurteilt werden als am Aktienmarkt. Vielleicht hat man hier einen etwas längerfristigen Blick? Oder wie erklärt sich, dass die Zinskurve immer flacher wird? Normalerweise ist dies immer dann der Fall, wenn das Wachstum nachlässt. Gleichzeitig hat auch der "Risikoappetit" etwas nachgelassen: So stagnieren die Kurse riskanter Anleihen - normalerweise sollten diese aber parallel zu den Aktienkursen klettern. Tun sie aber nicht …

Zwei Warnsignale also, die man als Aktionär beachten sollte. Noch gibt es jedoch kaum Indizien dafür, dass die Konjunktur zu schwächeln beginnt. Daher besteht das größte Risiko für die Börse sicherlich darin, dass die Notenbanken die Liquidität über kurz oder lang wegen der steigenden Inflationsgefahren deutlich zurückfahren müssen: nicht nur die Fed, nein, auch die EZB, die Bank of Japan und die Bank of England.

Die Notenbanken im Blick zu behalten, ist und bleibt also oberstes Gebot für Anleger. Doch solange sich dort in Sachen Zinspolitik nichts Dramatisches tut, sollte man auch weiterhin am Aktienmarkt investiert bleiben. Denn noch überwiegen auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten die positiven Aspekte.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com