KW 19/2015
- Die Rendite deutscher Staatsanleihen hat sich fast verzehnfacht. Der Rückgang auf im Tief unter 0,1% Zins für 10-jährige Bundesanleihen war in keiner Weise marktwirtschaftlich begründet (Taylor-Rule-Zins 5,5%), sondern Folge der EZB-Zinsmanipulationen. Die Gefahren bei festverzinslichen Papieren in Europa dürften weit größer bleiben als bei gut ausgewählten europäischen Aktien. Am Jahresende dürften europäische (speziell deutsche) Aktien weit höher stehen als heute, die Anleihekurse dagegen weit tiefer. Wer in den USA vor knapp drei Jahren beim Zinsniveau von 1,38% für 10-jährige US-Staatsanleihen kaufte, hat bis heute trotz Verzinsung (aktuell 2,22%) verloren. In den nächsten Jahren werden - extreme - Verluste kommen.
- Der Dollar dürfte ähnlich überbewertet sein wie 2000 oder 1985. Die US-Handelsbilanz zeigte mit 51 Mrd. $ Monatsdefizit das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise (Oktober 2008). Dies spiegelt die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit und schwache Weltkonjunktur. Die US-Handelsbilanz ist die schlechteste der Welt, die deutsche Handelsbilanz zuletzt die beste. Selbst die EZB mit ihrer extremen Zinsmanipulation (speziell auf italienischen Wunsch, wo faule Kredite im Bankensystem schon rund 350 Mrd. € umfassen) kann sich nicht gegen die marktwirtschaftlichen Kräfte durchsetzen: Stärkerer Euro heißt aber weitere Belastungen für europäische Aktien, die im Hinblick auf absurd niedrige Zinsen und gestiegenen Dollar gekauft wurden. Zusammen mit schwachem Mai herrscht damit Gegenwind für europäische Aktien.
- Auch US-Aktien könnten unter dem Saisonrhythmus leiden, da weiter Unsicherheit über den Zinserhöhungszeitpunkt besteht. Zu gute Arbeitsmarktdaten (Freitag) wären zinsmäßig negativ, zu schlechte Zahlen konjunkturmäßig negativ. Ernsthafte Konjunkturgefahren dürften aber nicht in Sicht sein. Der ECRI-Frühindikator zeigt deutlich aufwärts.
- Die Deflationspropaganda sollte sich als nicht stichhaltig erweisen. Rohstoffpreise (Kupfer, Eisenerz) ziehen wieder an. Die Inflationserwartungen dürften steigen, wovon Gold und Goldaktien profitieren sollten. Der Ölpreis ist wegen der politischen Hintergründe (möglicherweise höhere Iran-Liefermengen) schwierig vorauszusagen. US-Lagerbestände weiterhin auf 80-Jahres-Hoch. Charttechnisch könnte sich der Ölpreis aber weiter erholen (Konsumbelastung!).
- Großbritannien wählt am 07.05. Aufgrund der Umfragen lassen sich mangels Mehrheiten kaum Börsenprognosen geben. Politisch könnte das Abstimmungsverhalten der Schotten (SNP) entscheidend sein. Die Briten dürften Euro-skeptisch (wie UKIP) wählen. Wegen hohem Rohstoff- Aktienanteil (diese Titel erholen sich) könnte die Londoner Börse positiv überraschen.
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