Nur wenige Tage nach seiner umstrittenen Wiederwahl für eine fünfte Amtszeit kam der von Blatter am Dienstagabend in einem nur wenige Minuten dauernden Auftritt vor der Presse selbst bekanntgegebene Verzicht überraschend. Blatter sagte, der Fußball-Weltverband werde so schnell wie möglich einen Sonderkongress abhalten, auf dem er sich nicht mehr zur Wahl stellen werde. "Die Fifa ist mein Leben gewesen", erklärte der 79-Jährige in der Fifa-Zentrale in Zürich. Der Verband und der Fußball in der Welt seien für ihn das Wichtigste, beteuerte der Schweizer.

Blatter, der seit 1975 bei der Fifa ist, hatte sich erst am Freitag in eine fünfte Amtszeit wählen lassen. Dieses Mandat werde allerdings nicht von jedem in der Fußballwelt unterstützt, beklagte Blatter. Darunter seien Fans, Spieler und Vereine. Er stelle deswegen sein Amt zur Verfügung. "Die Fifa braucht eine tiefgreifende Neugliederung."

Nach eigenen Worten will Blatter sein Amt bis zur Wahl ausüben. Der Fifa-Chef hatte sich gegen seinen jordanischen Herausforderer, Prinz Ali bin al-Hussein, durchgesetzt. Vor allem die Stimmen aus Lateinamerika, Asien und Afrika verhalfen ihm zu dem Erfolg. Dagegen verlor er in Europa immer mehr an Rückhalt.

In der vergangenen Woche hatten Ermittler in einem Zürcher Hotel mehrere Fifa-Funktionäre festgenommen. In den Ermittlungen, die unter anderem von der US-Bundespolizei FBI geführt werden, geht es um den Verdacht, dass bei der Vergabe von Weltmeisterschaften Schmiergeld geflossen sein könnte.

Der Druck auf Blatter war nach Aussagen eines Insiders gestiegen. Dieser hatte erklärt, auch Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke stehe im Visier der US-Fahnder. Valcke solle im Verdacht stehen, für dubiose Millionenzahlungen verantwortlich zu sein. Das Geld soll 2008 an den vergangene Woche festgenommenen Fifa-Funktionär Jack Warner geflossen sein.

Die schweizerische Bundesanwaltschaft erklärte, Blatter sei kein Beschuldigter. Sein Rücktritt habe keinen Einfluss auf das Strafverfahren. Das FBI und das US-Justizministerium waren zunächst nicht für Stellungnahme erreichbar. rtr