Kakaobäume mögen es mollig warm und feucht. In der letzten Saison hat alles gepasst. Die Ernte in den Hauptanbauländern Westafrikas fiel so gut aus, dass die Prognosen angepasst wurden. Die Internationale Kakao-Organisation geht von einem Angebotsüberschuss in der Ende des Monats auslaufenden Saison 2020/21 von 230 000 Tonnen aus. Zuvor war man von lediglich 165 000 Tonnen Kakaobohnen ausgegangen.
Ein Angebot, das die erwartete Nachfrage übersteigt, sollte nach den Regeln des Marktes eigentlich den Preis senken. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Seit Anfang Juli hat sich Kakao an den Terminmärkten um rund 20 Prozent verteuert. Für den Preisauftrieb sind mehrere Gründe verantwortlich.
An der Börse wird heute schon die kommende Saison gehandelt und für 2021/22 wird mit einem Rückgang der Ernte gerechnet. Im wichtigsten Produzentenland Elfenbeinküste, das zuletzt gut 2,4 Millionen Tonnen Kakaobohnen geliefert hat, sieht es zum Start der neuen Saison noch gut aus. Doch ob Ghana, das erstmals seit einer Dekade über eine Million Tonnen Kakaobohnen lieferte, dieses Niveau halten kann, wird bezweifelt. In Nigeria geht die örtliche Kakaovereinigung heute schon von einem Rückgang der Produktion um mindestens 12,5 Prozent aus.
Regulierung beim Angebot
Dem steht eine steigende Nachfrage gegenüber. Allein schon aus dem Grund, dass viele Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wegfallen, wird mit einem höheren Verbrauch vor allem in Europa, Nordamerika und Asien gerechnet.
Die Anbauländer greifen derweil zu Maßnahmen, den Preis auf hohem Niveau zu halten. So legen Ghana und die Elfenbeinküste, die für rund 70 Prozent der Weltproduktion stehen, den Preis für die Kakaobauern staatlich fest. Der Ab-Hof-Preis liegt aktuell bei 1840 Dollar pro Tonne. Damit soll das Einkommen der Bauern gesichert werden. Um den staatlich garantierten Kakaopreis zu erhöhen, verlangen beide Länder seit Oktober 2020 für ihren Kakao einen Preisaufschlag von 400 US-Dollar pro Tonne: das sogenannte "Living Income Differential", welches die Industrie zusätzlich zum Weltmarktpreis zahlen muss. Um noch weniger von den Preisschwankungen auf dem Weltmarkt abhängig zu sein und mehr Einfluss auf die Preisentwicklung zu erlangen, planen die Staaten auch eine Lagerhaltung der Bohnen im großen Stil. Dann steht einer künstlichen Verknappung beim Angebot nur noch wenig im Weg. Kommt dazu noch eine schwache Ernte, dürfte Kakao richtig teuer werden.