Es gibt einige Begriffe, die Anleger erzittern lassen. Einer davon war längere Zeit verschwunden, doch nun ist er wieder zurück: Inflation. Kaum ein Thema wird in der Finanzwelt derzeit intensiver diskutiert.
Tatsache ist, dass die Teuerungsrate 2021 wieder spürbar ist. Sie lag im Januar in Deutschland bei einem Prozent, im Februar nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts bei 1,3 Prozent. Das ist absolut betrachtet nicht aufsehenerregend, im Vergleich zum Vorjahr schon. Im zweiten Halbjahr 2020 war keine Teuerung erkennbar, die Inflationsrate lag zwischen minus 0,3 und null Prozent.
Der höhere Wert basiert auf mehreren Sonderfaktoren. Zum 1. Januar endete die zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent, zugleich wurde eine CO2-Abgabe eingeführt. Weiterer Treiber der Inflation ist der deutliche Anstieg der Rohstoffpreise. Erdöl der Sorte WTI übersprang im Januar erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder die Marke von 50 Dollar pro Fass, mittlerweile steht es bei 65 Dollar.
Auch in den kommenden Monaten sind steigende Preise denkbar. "Wenn immer mehr Menschen geimpft sind und sich die Lage entspannt, könnte aufgeschobener Konsum nachgeholt werden", meint Heimo Flink, Manager des Kepler Realzins Plus Rentenfonds. Das könnte die Teuerung antreiben.
Für Anleger, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren, ist Inflation ein Graus. Durch sie verliert jeder Euro im Lauf der Zeit an Wert, weil sich weniger davon kaufen lässt. Das schmälert die Rendite. Erhält man beispielsweise 1,5 Prozent Zinsen und die Inflation beträgt ein Prozent, liegt die reale Rendite der Anleihe nur bei 0,5 Prozent. Übersteigt die Inflation den Kupon, verliert die Geldanlage sogar an Wert.
Eine Sorge weniger
Abhilfe kann ein besonderer Typ von Zinsprodukten schaffen: inflationsgebundene Anleihen. Im Prinzip sind sie wie herkömmliche Rentenpapiere aufgebaut. Während der Laufzeit erhalten Anleger regelmäßige Kuponzahlungen, am Laufzeitende wird der Nominalwert erstattet. Die entscheidende Besonderheit: Beide Bestandteile werden entsprechend der Inflationsrate angepasst. Bei einer Anleihe mit Inflationsbindung erhöht sich Jahr für Jahr der Nominalwert, was sich sowohl auf die Zahlung bei Fälligkeit auswirkt als auch auf die Kupons.
Derartige Papiere werden überwiegend von Staaten begeben, Unternehmen treten nur selten als Emittenten auf. Als Richtwert für die Inflationsrate dient meist der offizielle nationale Index. Auch andere Konstruktionsweisen als die oben beschriebene werden genutzt.
Meist sind die Anleihen niedriger verzinst als ihre traditionellen Pendants. Denn die Inflation sorgt bei ihnen im Regelfall dafür, dass Kupons und Nominalwert im Lauf der Zeit steigen. Anleger fahren gut mit den Papieren, wenn die Teuerungsrate künftig höher ist als erwartet. Ist sie niedriger, ist der Kauf einer gewöhnlichen Anleihe lukrativer. "Anleger müssen bedenken, dass die aktuellen Erwartungen an die Teuerung im Kurs einer inflationsgebundenen Anleihe stets eingepreist sind", erklärt Flink.
Im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen sind die inflationsgeschützten risikoärmer. Denn eine wesentliche Gefahrenquelle ist ausgeschlossen. "Grundsätzlich sind inflationsgebundene Anleihen ein wichtiger Bestandteil in gemischten Portfolios, weil sie die Diversifikation erhöhen", ergänzt Flink. Zurzeit ist sein Haus in diesem Bereich taktisch übergewichtet.
Hohe Erwartungen
Harald Preißler, Aufsichtsratsvorsitzender des Asset-Managers Bantleon, geht noch einen Schritt weiter. "Inflationsindexierte Anleihen werden die Asset-Klasse dieses Jahrzehnts", sagte er vor wenigen Tagen in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung". Als Treiber der Teuerung verweist er auf langfristige Faktoren: steigende Löhne als Folge von Fachkräftemangel, ausufernde Staatsverschuldung durch Wirtschaftshilfen und eine fortschreitende Deglobalisierung.
Anleger können sich der Rentenart über Fonds nähern. Rund 40 Portfolios werden in Deutschland vertrieben. Auf Sicht von fünf Jahren führen vor allem ETFs und Indexfonds die Rendite-Rangliste an. "In einer Asset-Klasse mit sehr tiefen Zinsen spielt die Kostenkomponente über die Zeit eine wichtige Rolle - und hier sind ETFs klar im Vorteil", erklärt Jan Richter, Analyst bei FondsConsult, die Auffälligkeit. "Zudem gibt es im Markt für inflationsgesicherte Anleihen, der sehr überschaubar ist, nur wenig Möglichkeiten für aktive Manager, Mehrwert zu generieren und die höheren Kosten wieder zu erwirtschaften."
Auffällig im Fünfjahreszeitraum ist zudem das gute Abschneiden der Produkte, die in Europapiere investieren oder Währungsrisiken ausschließen. "Bei globalen Fonds ist eine Währungsabsicherung sinnvoll, da ansonsten die Wertentwicklung vor allem durch die Wechselkursbewegungen des hohen Dollar- und Pfund-Anteils dominiert wird", sagt Richter.
Letzten Endes bleibt es den Anlegern überlassen, ob sie Devisenschwankungen, die sich positiv wie negativ auswirken können, hinnehmen wollen. Die Sorge, dass die Inflation das Kapital dahinschmelzen lässt, ist so oder so bei den Fonds ausgeschlossen. Hohe Renditen dürfen Anleger aber nicht erwarten. Selbst die besten Portfolios brachten in den vergangenen fünf Jahren nur durchschnittlich 2,4 Prozent per annum. Sollte die Inflation in den kommenden Jahren überraschend stark ausfallen, kann sich das allerdings ändern.
INVESTOR-INFO
Xtr. Eurozone Infl.-Linked Bd.
Auf Europa beschränkt
Der preisgünstige Xtrackers II Eurozone Inflation-Linked Bond ETF folgt einem Index, der die Wertentwicklung von inflationsgebundenen Anleihen aus der Eurozone wiedergibt. Enthalten sind ausschließlich Papiere von Staaten, die als verlässliche Schuldner gelten (Investment-Grade-Rating). Etwa 45 Prozent der Anleihen stammen aus Frankreich, 30 Prozent aus Italien. Das übrige Viertel teilen sich Deutschland und Spanien.
Kepler Realzins Plus Rentenf.
Global mit Absicherung
Schwerpunkt des Kepler Realzins Plus Rentenfonds sind Anleihen, die an die Inflation der Eurozone geknüpft sind. Um die Diversifikation und das Rendite-Risiko-Profil zu verbessern, kauft Manager Heimo Flink darüber hinaus Papiere mit Bindung an die US-Inflation. Diese machen im Regelfall etwa ein Viertel des Fondsvermögens aus. Wechselkursrisiken werden stets abgesichert. Das Produkt zählt zu den preiswertesten aktiv gemanagten Fonds für inflationsgebundene Anleihen.
LLB Obligationen Infl. Linked
Internationale Devisen
Anleger, die weltweit in inflationsindexierte Anleihen investieren wollen und keine Währungsabsicherung benötigen, finden im LLB Obligationen Inflation Linked ein gutes Produkt. Den größten Anteil haben - der globalen Bedeutung entsprechend - Papiere aus den USA (44 Prozent). Anleihen in britischen Pfund haben ein Gewicht von 30 Prozent, Anleihen in Euro von 18 Prozent. Auf andere Währungen entfallen acht Prozent. Zurzeit hält der Fonds relativ viele Bonds mit langen Laufzeiten. Auch das LLB-Portfolio überzeugt mit niedrigen Gebühren.