Der Stahlhändler profitierte auch im dritten Quartal von den stark gestiegenen Preisen für Stahlprodukte. Mit einem operativen Ergebnis von 277 Millionen Euro war es das beste Jahresviertel seit dem Börsengang im Jahr 2006. Das Management hob die Jahresprognose an und rechnet nun mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 800 Millionen Euro.
Davon sollen auch die Investoren profitieren. Für das laufende Jahr will Klöckner eine Dividende zwischen 0,90 Euro und 1,10 Euro ausschütten. Damit würde nicht nur ein Rekordbetrag ausgezahlt werden. Es ist auch die erste Ausschüttung nach zwei Jahren Pause. Die letzte Dividende wurde für 2018 ausgeschüttet.
Mit den guten Nachrichten sprang der Aktienkurs Mitte Oktober kurzzeitig auf über zwölf Euro an. Doch es fanden sich nicht genügend Käufer, um den langjährigen Widerstand bei zwölf Euro zu knacken. Die Skepsis der Anleger ist mit Blick auf die Historie und die starken Kursschwankungen verständlich. Die Gewinne sind stark von den hohen Stahlpreisen getrieben. Nun befürchtet man, dass die Preisdynamik beim Stahl nachlässt. Das macht sich in der Bewertung bemerkbar. Der Marktkapitalisierung von 1,08 Milliarden Euro steht ein Betriebsergebnis von rund 800 Millionen Euro gegenüber.
Was Anleger übersehen sind die großen Fortschritte von Klöckner in Sachen Digitalisierung. Anfrage, Kauf, Lieferung und Bezahlung steuert ein automatisierter Prozess. Dazu kommen die Online-Shops sowie die Handelsplattform XOM Materials, über die Firmen unterschiedliche Materialien handeln können. Klöckner verdient an jedem Geschäft mit. Insgesamt liegt der Anteil des über digitale Kanäle erzielten Umsatzes bei 46 Prozent. Hier liegt noch ein deutliches Wachstumspotenzial. Zumal auch die Ausrichtung auf spezielle Stahlprodukte höhere Margen bringt. Mit der Partnerschaft mit dem schwedischen Start-up H2 Green Steel hat sich Klöckner als einer der ersten Distributoren Zugang zu ansehnlichen Mengen CO2-neutral produzierten sogenannten "grünen Stahl" gesichert. Von 2025 an sollen bis zu 250 000 Tonnen grüner Stahl geliefert werden. Das entspricht rund zehn Prozent des von Klöckner in Europa vertriebenen Volumens.
Dividende, Bewertung und Wachstumschancen sprechen langfristig für die Aktie. Allerdings sollten sich Anleger mit Kursschwankungen arrangieren können.
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Kursziel: 12,50 Euro
Stoppkurs: 6,90 Euro