Im Bundestag, der am Freitag grünes Licht für Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland gab, hatte sich Gabriel mit offener Kritik an Schäuble zurückgehalten. Im ZDF sagte er nun, Schäuble habe gewusst, dass die SPD einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone nur für einen einzigen Fall zustimmen werde, "wenn die Griechen das selbst wollen". "Diesen Vorschlag als deutschen Vorschlag einzubringen war aus meiner Sicht nicht vernünftig."
Das Bekanntwerden des Schäuble-Plans mitten in den Krisenberatungen mit Griechenland hatte in der SPD breite Empörung ausgelöst. In einer ersten Reaktion hatte Gabriel noch erklärt, jeder denkbare Vorschlag müsse "unvoreingenommen geprüft werden", was zu Kritik an Gabriel aus der SPD führte.
FINANZMINISTERIUM WEIST RÜCKTRITTSGEDANKEN ZURÜCK
Kritik an seinem Kurs wies Gabriel im ZDF zurück mit dem Hinweis, dass Merkel in den eigenen Reihen auch Diskussionen habe. "Es ist doch normal, dass bei der SPD auch Debatten stattfinden", sagte der Parteichef. "Bei Frau Merkel haben über 60 Abgeordnete im Deutschen Bundestag ihr die Gefolgschaft verweigert. Herr Schäuble ist mit ihr in einem Riesenkonflikt."
Merkel sagte im ARD-Fernsehen, ein zeitweises Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone habe als eine Option bei den Verhandlungen auf dem Tisch gelegen. "Aber wir haben uns für eine andere entschieden", sagte die Kanzlerin weiter. Es gelte nun hart zu verhandeln, um die Absprachen umzusetzen.
Das Bundesfinanzministerium wies Spekulationen zurück, Schäuble spiele wegen Meinungsunterschieden mit Merkel mit Rücktrittsgedanken. Ein Sprecher verwies auf ein Schäuble-Interview des "Spiegel". Darin sagt der Minister auf die Frage, ob er darüber nachdenke, beim Bundespräsidenten um seine Entlassung zu bitten: "Nein, wie kommen Sie darauf?"
In einigen Medien wurden die Interview-Äußerungen indes als Rücktrittsdrohung gewertet, zumal Schäuble selbst die Vorlage für die Frage gab. Kein Minister könne zu etwas gezwungen werden, sagte Schäuble: "Wenn das jemand versuchen würde, könnte ich zum Bundespräsidenten gehen und um meine Entlassung bitten."
Zu Differenzen mit Merkel verwies Schäuble auf ein Wahlplakat von 1999, als er CDU-Vorsitzender und "Frau Merkel meine Generalsekretärin" gewesen sei. "Da hatten wir ein Plakat, das uns beide zeigte. Darauf stand: Nicht immer einer Meinung, aber immer auf demselben Weg. So ist es bis heute geblieben, auch wenn sich unsere Rollen geändert haben."