In jedem Fall sollen die Märkte solange mit Geld geflutet werden, bis sich die Inflationsrate nachhaltig in die von der Europäischen Zentralbank (EZB) gewünschte Richtung bewegt. Ökonomen sagten zu Draghis Äußerungen in ersten Reaktionen:

MARCEL FRATZSCHER, PRÄSIDENT DES DIW-INSTITUTS:

"Die EZB hat klar signalisiert, dass sie ihr Anleihenkaufprogramm mindestens bis September 2016 fortsetzen wird. Einem vorzeitigen Ende des QE-Programms hat sie damit eine klare Absage erteilt. Die EZB ist vorsichtiger mit ihrer Konjunkturprognose geworden, auch wenn sie nach wie vor zu optimistisch wirkt, was das Erreichen des EZB-Ziels der Preisstabilität betrifft. Die Nullzinsphase wird daher wohl auch über 2016 hinaus anhalten.

Die Pressekonferenz hat unterstrichen, dass die EZB die griechischen Banken auch weiterhin unterstützen wird und die Bedingungen an die Sicherheiten der Banken nicht verschärfen wird. Die EZB will nicht als erstes die Reißleine ziehen und eine griechische Bankeninsolvenz auslösen. Die Aussagen von Draghi machen eine Erhöhung der Ausgabe von griechischen Schuldscheinen (T-bills) in den kommenden Wochen sehr wahrscheinlich."

CYRUS DE LA RUBIA, HSH Nordbank:

"Es gab einige Anleger, die eingepreist haben, dass das Anleihenkaufprogramm länger als geplant fortgesetzt wird. Für diese Spekulationen lieferte Draghi allerdings keine neue Nahrung, daher geht es mit dem Euro auch bergauf."

LENA KOMILEVA, G+ ECONOMICS:

"Die EZB hat ihre feste Entschlossenheit bekräftigt, QE voll umzusetzen - trotz zuletzt vielversprechender Wachstumszahlen und Zeichen einer Belebung der Kreditnachfrage. Es gab auch eine stärkere Betonung, dass der geldpolitische Kurs beibehalten werde. Damit werden Spekulationen gezügelt, dass das QE-Programm zurückgefahren werden könnte."

JOHANNES MAYR, BAYERNLB:

"Die Bewegung am Bondmarkt von April und Mai wird von der EZB gelassen gesehen. Die EZB will hier bei der Geldpolitik eine ruhige Hand führen. Draghi bezeichnet das QE-Programm als erfolgreich, und die Währungshüter sehen sich auf ihrem Kurs bestätigt."

RALF UMLAUF, HELABA:

"Obgleich EZB-Präsident Draghi die jüngst aufgehellten Konjunkturperspektiven sowie das verbesserte monetäre Umfeld konstatierte und zudem die Teuerungsraten gestiegen sind, besteht kaum ein Zweifel am Festhalten an QE bis mindestens September 2016. Darauf hat Draghi nachdrücklich hingewiesen. Der EZB-Rat wird über die kurzfristigen Inflationstrends hinwegsehen. Eine nachhaltige Erhöhung des Inflationspfades in Richtung der Zwei-Prozent-Marke ist das Ziel der EZB."