Experten hatten der deutschen Wirtschaft eine kräftige Erholung in Aussicht gestellt. Doch vor dem Hintergrund der dritten Corona-Welle und der lahmenden Impfkampagne ist Ernüchterung eingekehrt. Erst senkte der Sachverständigenrat der Bundesregierung seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr von 3,7 auf 3,1 Prozent. Dann zog das Institut der Deutschen Wirtschaft nach: Die Experten gehen von drei statt von vier Prozent Wachstum aus. Auch das Münchner Ifo-Institut korrigierte seine Prognose von 4,2 auf 3,7 Prozent Plus.
Während der Dienstleistungssektor darbt, geht es der Industrie gut, dank des Exportgeschäfts mit den USA und Asien. Und es herrscht weiterhin Zuversicht: Die Exporterwartungen der Industrie stiegen laut dem Ifo-Institut im März von 11,9 Punkten auf 24,9 Zähler - der höchste Wert seit Januar 2011. Auch im Rest der deutschen Wirtschaft - mit Ausnahme großer Teile des Einzelhandels - herrscht Optimismus. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im März auf 96,6 Punkte, von 92,7 Zählern im Februar, und damit auf den höchsten Stand seit Juni 2019.
In der Türkei hat man indes nicht nur Corona-Sorgen. Präsident Recep Tayyip Erdogan feuerte jüngst mit Naci Agbal den dritten Zentralbankchef in weniger als zwei Jahren und löste damit heftige Marktturbulenzen aus. Um die Inflation einzudämmen, hatte Agbal während seiner fünfmonatigen Amtszeit den Leitzins deutlich um insgesamt 875 Basispunkte angehoben. Die letzte Erhöhung um 200 Basispunkte war offenbar des Guten zu viel. Agbals Nachfolger Sahap Kavcioglu gilt, ebenso wie Erdogan selbst, als Befürworter niedriger Zinsen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte Kavcioglu jedoch, die Märkte sollten eine baldige Zinssenkung nicht für selbstverständlich halten. Die Türkei gehört zu den wenigen Ländern, dessen Wirtschaft 2020 trotz Corona zulegte. Das Plus lag bei 1,8 Prozent.