"Das Wachstum ist zu schwach, um die Inflation anzuheizen", bilanzierte Christoph Weil von der Commerzbank. Für konjunkturellen Rückenwind im dritten Quartal sorgte erneut das kräftige Plus der spanischen Wirtschaft von 0,7 Prozent. In Frankreich, der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone, ging es mit 0,2 Prozent nach oben. Details für die Euro-Zone werden am 15. November veröffentlicht. Dann liegen auch erste Daten für Deutschland vor. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass sich das Wachstum von 0,4 Prozent im Frühjahr wohl etwas verlangsamt hat.
Die wichtigste Botschaft der bisherigen BIP-Daten sei, dass die Euro-Zone ihr Wachstumstempo gehalten habe, sagte NordLB-Experte Christian Lips. "Nach dem Brexit-Votum Ende Juni war dies alles andere als eine Selbstverständlichkeit." Vom geplanten EU-Austritt der Briten seien wohl zunächst keine negativen Folgen zu befürchten. "Allerdings bleibt der Brexit ein Risikofaktor schon während der Verhandlungen." Die wohl ab dem Frühjahr anstehenden Gespräche dürften äußerst schwierig werden.
TEUERUNG IN EURO-ZONE HALB SO STARK WIE AUF DER INSEL
In den Nachwehen des Brexit-Votums stiegen die Preise in Großbritannien bereits zuletzt so stark wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate erhöhte sich im September auf 1,0 Prozent. Seit dem Referendum im Juni büßte das Pfund zum Dollar fast 20 Prozent an Wert ein. Dadurch werden Importe auf die Insel tendenziell teurer - insbesondere die in Dollar abgerechneten Öllieferungen.
In der Euro-Zone mussten die Verbraucher zuletzt weniger Geld für Energie ausgeben. Im Oktober sanken die Kosten um 0,9 Prozent. Zugleich verteuerten sich Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak mit 0,4 Prozent nicht mehr so stark wie noch im September mit 0,7 Prozent.
Die Währungshüter um EZB-Chef Mario Draghi haben den Leitzins bereits auf null gesetzt und ein Wertpapierprogramm aufgelegt, um die Inflation anzuschieben und der Wirtschaft Impulse zu verleihen. Im Dezember steht eine Entscheidung an, ob sie die bis Ende März 2017 laufenden Käufe verlängern und Änderungen an den Stellschrauben des Programms vornehmen sollen. Für EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny ist eine Verlängerung praktisch ausgemachte Sache. Das Programm ist auf 1,74 Billionen Euro angelegt. Die Währungshüter wollen damit unter anderem Banken zu einer verstärkten Kreditvergabe anregen.
rtr