Der Einzelhandel in Deutschland hat wegen hoher Inflation, Energieverknappung und kriegsbedingter Unsicherheit mit historischen Einbrüchen zu kämpfen. So gingen nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Juli die Einzelhandelseinnahmen inflationsbereinigt um 8,8 Prozent zurück - das größte Minus seit 28 Jahren. Parallel dazu fiel das Konsumbarometer des Handelsverbands HDE auf ein Re kordtief ab. "Die Konsumlaune befindet sich auf Kapitulationsniveau", bringt es der Chefvolkswirt des Bankhauses Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger, auf den Punkt. "Dabei ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht, sondern kommt erst."
Vor allem wegen der auf über sieben Prozent gekletterten Inflationsrate kämpfen die Verbraucher mit gravierenden Realeinkommensverlusten. Zwar ist die Inflationsrate nach einem vorläufigen Hoch im Mai von 7,9 Prozent inzwischen wieder leicht auf 7,6 ( Juni) und 7,5 (Juli) Prozent zurückgegangen. Doch spiegeln sich darin auch Sondereffekte wie die Auswirkungen des 9-EuroTickets und des Tankrabatts. Deshalb rechnen Ökonomen nicht mit einer raschen Entspannung - im Gegenteil. Spätestens im Herbst drohe mit der Gasumlage ein weiterer Preisschub. Hier kommen laut Wirtschaftsminister Robert Habeck Mehrkosten von mehreren Hundert Euro pro Haushalt auf die Verbraucher zu.
Ceconomy auf Talfahrt
Zu spüren bekommen die Kaufzurückhaltung an vorderster Front Handelskonzerne wie Ceconomy mit den beiden Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn. Die Holding hat kürzlich ihre Jahresziele gesenkt und plant nur noch mit stagnierenden Umsätzen. Statt einer deutlichen Steigerung rechnet Ceconomy jetzt mit ei nem kräftigen Gewinneinbruch. Grundlage der früheren Prognosen war die Annahme, dass sich das Konsumklima im Jahresverlauf bessere und die Inflationsraten sich normalisierten.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Durch die hohe Inflation wird die Kaufkraft der Haus halte empfindlich reduziert. Der Einbruch im Einzelhandel, der immerhin rund ein Drittel des privaten Konsums in Deutschland ausmacht, bremst die Konjunktur weiter ab. Vor allem steigende Lebensmittelpreise treiben die Inflation an.
Im zweiten Quartal stagnierte die Wirtschaftsentwicklung, nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal noch um 0,8 Prozent zulegte. Und mit der Stagnation wird eine Rezession im zweiten Halbjahr wahrscheinlicher, also mindestens zwei Quartale mit schrumpfender Wirtschaft in Folge. Von Außenhandel oder den Investitionen sind derzeit kaum Impulse zu erwarten.