von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Stunden-Basis



Sowohl das Tageshoch als auch das Tagestief lagen zur Wochenmitte niedriger als einen Tag zuvor (siehe Chart unten und auf Seite vier), das zeigt eine anhaltende Tendenz zu einer leicht nachlassenden Nachfrage, die auch schon am Dienstag zu beobachten war. Nach dem spektakulären Anstieg von knapp 1400 DAX-Punkten seit dem Januar Tief ist der Markt aber auch überreif für eine Unterbrechung. Der DAX hatte sich zu Wochenanfang um mehr als acht Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie) nach oben abgesetzt, eine in den vergangenen Jahren in dieser Größenordnung nur in einer Hand voll Fällen zu beobachtende Abweichung. Das letzte Mal übertrieben die Kurse im Herbst 2011 dermaßen weit nach oben, damals folgte eine Korrektur der Kurse von rund 15 Prozent nach Süden (erkennbar im Chart auf der folgenden Seite).

Von der vorhergehenden Übertreibungsphase auf heute zu schließen, wäre allerdings eine zu starke Vereinfachung, die auch die Rahmenbedingungen - wie die Liquiditätsschwemme der Europäischen Zentralbank und deren Auswirkungen auf die Aktienmärkte - außer Betracht lässt. Daraus auf die Größenordnung einer nun eventuell bevor stehenden Korrektur zu schließen, wäre somit leichtfertig. Doch immer wenn der DAX so stark überhitzt war, kam es in den vergangenen Jahren zumindest zu einer Pause im Aufwärtstrend. Anleger sollten daher ihren Fokus verstärkt auf die Unterseite richten und die ersten Kursziele in diese Richtung kennen.

Nachdem das Kaufinteresse in der Vorwoche bei rund 10.585/95 Punkten nicht hoch genug für eine Stabilisierung der Kurse war, rückt nun eine Notierungslücke bei 10.454/10.502 Punkten in den Mittelpunkt, die vom 22. auf den 23. Januar aufgetreten ist. Dieses so genannte Gap (siehe oben) bildet oftmals einen Orientierungspunkt, an dem zumindest eine kleine Gruppe von Nachkäufern warten könnte. Allerdings gab es zwischen rund 10.600 und 10.300 Punkten so gut wie keine Umsätze, die Kurse sind hier einfach "durchmarschiert". Dies zeigt die Analyse des gehandelten Volumens in den vergangenen drei Monaten, das am rechten Rand des Ein-Stunden-Charts für jedes Preisniveau abgebildet ist. Je höher das "Gebirge", desto mehr Umsätze gab es zum jeweiligen Kurs. Ist in einem Gebiet nicht viel gehandelt worden, steigt erfahrungsgemäß die Gefahr, dass die Kurse auch beim zweiten Durchqueren dieses Areals wieder durchrauschen - in diesem Fall dann von oben nach unten.

Bei 10.300 Zählern steigen dann aber die Chancen auf ein Ende der nun drohenden Gewinnmitnahmen erstmals wieder deutlicher. Dort ist auch eine weitere Umsatzhäufung zu verzeichnen. Zudem lagen in dieser Preiszone zwischen dem 19. und dem 22. Januar mehrere Zwischenhochs, bevor die Kurse dann steil nach oben ausgebrochen sind. Viele Marktteilnehmer dürften von diesem Anstieg überrascht worden sein, und eine zweite Chance zum Kaufen schon bei leicht reduzierten Kursniveaus nutzen. Hier bietet sich mutigen Anlegern aus unserer Sicht eine erste gute Chance für einen erneuten Einstieg in den Markt, Stoppkurse können dann knapp unter dem Bereich 10.000/10.100 platziert werden, an dem ebenfalls mit höherem Kaufinteresse zu rechnen ist.

Falls es sich bei der Entwicklung der vergangenen beiden Handelstage nur um einen vorüber gehenden Schwächeanfall handelt und eine längere Rally-Pause noch auf sich warten lässt, ist vor allem der Bereich um 10.700/10.725 Punkten im Auge zu behalten. Klettert der Markt noch einmal über diese Zone, dürften die Kurse mindestens bis an die 10.760/70er-Marke steigen, und vermutlich sogar das bisherige Allzeithoch knapp über der 10.800 noch einmal testen. Erst wenn der Index deutlich über den bei 10.807 Zählern liegenden Rekord gehandelt wird, ist auch ohne größere Atempause mit einer Fortsetzung der Aufwärtswelle zu rechnen.

Anleger müssen dann aber genau abwägen, ob es sich zu diesen Preisen noch lohnt zu kaufen. Denn durch die anhaltende Überhitzung ist auch im Idealfall maximal noch Luft bis an die 11.000, bevor fast zwangsweise die jetzt schon überfällige Korrektur zu erwarten ist - an der Börse ist zwar immer Platz für Überraschungen, doch seriöse Investoren setzen lieber auf wahrscheinliche Szenarien und versuchen nicht, jedes Extrem mitzunehmen.

Chart 2 - DAX-Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.000er-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie), der mittlerweile im Vergleich zu den vergangenen Jahren auf einem sehr hohen Niveau ist. Nur in wenigen Fällen (siehe senkrechte Markierungen im Chart) hat sich der Index noch weiter von seinem Mittelwert nach oben abgesetzt. Das Potenzial nach Norden ist daher vorerst begrenzt.

Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 11.000 bis maximal rund 11.500 Zähler errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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