Der im MDAX gelistete Bergbaukonzern Kali und Salz, kurz K + S, hat sich für die Zukunft viel vorgenommen. Eine neue Unternehmensstrategie soll dem Düngemittel- und Salzproduzenten den Weg in eine goldene Zukunft ebnen. Auf ein Jahrzehnt mit wenig verlässlichen Erträgen und schwankenden Gewinnen soll ab 2020 eine wachstums- und renditeträchtige Dekade folgen. Der Umsatz soll von zuletzt knapp 3,5 Milliarden bis 2030 auf rund elf Milliarden Euro zulegen, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von gut einer halben Milliarde auf drei Milliarden Euro anschwellen. Konzernchef Burkhard Lohr will die Gesellschaft markt- und kundenorientierter ausrichten und das Kali- und Magnesiumgeschäft in die Salzsparte integrieren.

Dass Lohr das profitablere Salzgeschäft stärker mit anderen Sparten des Konzerns verknüpfen will, kam unerwartet und bei der Mehrzahl der Anleger auch nicht gut an. Viele Börsianer hatten auf eine Ausgliederung des Salzgeschäfts mit einem anschließenden Börsengang spekuliert. Nun kommt es anders. Das Fundament für das operative Geschäft bilden zukünftig die vier wesentlichen Kundengruppen Landwirtschaft, Industrie, Kommunen und Konsumenten. Die Fokussierung soll vor allem das hochmargige Spezialitäten-geschäft verbessern. Bevor K + S ab dem Jahr 2020 die Ernte einfahren kann, muss gesät werden.

Das Management von K + S nennt diesen Prozess Transformation. Es will die Unternehmenskultur weiterentwickeln und die Organisation an die neue Strategie anpassen. Zudem will die Führungsriege Synergien heben und die finanzielle Basis der Gesellschaft stärken. Bis 2020 hat der Abbau der Verschuldung oberste Priorität, der Verschuldungsgrad soll bis dahin halbiert werden. Kein Pappenstiel, immerhin stand K + S Ende Juni noch mit 3,7 Milliarden Euro in der Kreide. Durch Synergien von bis zu 150 Millionen Euro pro Jahr und einem freien Cashflow, der ab 2019 positiv sein soll, will der Konzern bis 2023 wieder Investmentstatus besitzen.

Cashflow als Initialzündung



Dass K + S sich neu aufstellt und in Zukunft vieles besser machen will, ist lobenswert. Die Pläne stellen Anleger allerdings erneut auf eine echte Geduldsprobe. Denn die neue Strategie ist langatmig. Bis sie nachhaltig Früchte trägt, werden Jahre vergehen. Bereits in den vergangenen Jahren brauchten Anleger viel Ausdauer, einigen Aktionären ist der Geduldsfaden längst gerissen. Kein Wunder, an der Börse gibt K + S schon länger ein Trauerspiel.



Zwei Jahre nachdem der ehemalige Vorstandschef Norbert Steiner den Übernahmeversuch des Konkurrenten Potash zu 41 Euro erfolgreich abgewehrt hat, kostet die Aktie heute nur noch halb so viel. Die Börsenhausse ist an den Nordhessen bislang völlig vorbeigegangen. Ein Paradies für Shortseller. K + S besitzt deshalb auch die höchste Leerverkaufsquote von allen deutschen Aktien. Laut Bundesanzeiger werden aktuell mindestens 14,2 Prozent aller Papiere geshortet. Dem Kursverfall folgte obendrein der Abstieg in den MDAX. Und von allen 50 Indexmitgliedern ist K + S momentan am weitesten vom Allzeithoch entfernt. Um den Rekordstand von 2008 bei über 91 Euro zu erreichen, müsste sich der Kurs mehr als vervierfachen - aus heutiger Sicht sehr unrealistisch.

Hoffnung macht, dass die Börse die Zukunft gerne vorwegnimmt. Sollten erste Erfolge in Form von steigenden Cashflows sichtbar werden, dürfte die Aktie anziehen. Die DZ Bank schätzt (siehe Grafik rechts), dass der freie Cashflow im laufenden Jahr noch mit 342 Millionen Euro in den Miesen liegt, 2018 nur noch minus 72 Millionen Euro beträgt und im Jahr darauf mit einem Sprung auf 223 Millionen Euro deutlich positiv ausfällt. Für Anleger mit Mut und Weitsicht bietet sich jetzt eine gute Einstiegsgelegenheit.