Der Kurs der Kryptowährung Bitcoin hat am Dienstag Morgen plötzlich den Vorwärtsgang eingelegt. Auf der Handelsplattform Bitstamp schnellte der Preis für einen Bitcoin um 23 Prozent auf 5.080 US-Dollar nach oben - auf den höchsten Stand seit vergangenem November. Auch andere Cyber-Devisen wie Ethereum (Plus acht Prozent) oder Ripple (Plus sechs Prozent) legten zu. Im Tagesverlauf bröckelte der Bitcoin-Kurs wieder etwas ab.

Kursausschläge von rund zwanzig Prozent binnen eines Tages sind bei hochvolatilen Kryptowährungen keine Seltenheit. In den vergangenen drei Monaten hatte sich der Kurs des Bitcoin jedoch nur vergleichsweise wenig bewegt: in einer Spanne zwischen 3.300 und 4.000 Dollar. Fundamentale Ursachen für die plötzlich stärkere Nachfrage nach der digitalen Währung waren am Dienstag zunächst nicht erkennbar.

Oliver von Landsberg-Sadie, Chef des Londoner Kryptowährungs-Spezialisten BCB Group, zufolge sei der Kurszuwachs von einem Käufer ausgelöst worden, der auf den Handelsplattformen Kraken, Coinbase und Bitstamp eine Order im Volumen von 100 Millionen Dollar abgegeben habe. "Es gab einen einzigen Auftrag zum Kauf von rund 20.000 Bitcoin, der automatisch über diese drei Börsen abgewickelt wurde", sagte der Manager der Nachrichtenagentur Reuters.

Das derzeit niedrige Handelsvolumen sei für den jüngsten Kurssprung nicht unerheblich, erklärte Krypto-Experte Timo Emden von Emden Research gegenüber BOERSE-ONLINE.de. "Ein kleiner Flügelschlag eines Schmetterlings auf der anderen Weltkugel kann dann zu plötzlichen größeren Bewegungen im Markt führen".

Charttechnisch vielversprechend


Insgesamt aber habe sich die Charttechnik Emden zufolge aufgehellt. Der Widerstand bei 4.200 Dollar sei gerissen worden und habe erhebliches Aufwärtspotenzial eröffnet: So habe es der Kurs dann auch über die Widerstandszonen bei 4.400, 4.500 und kurzzeitig sogar über die Schlüsselmarke von 5.000 Dollar geschafft. "Hinzu kommt ein Short-Squeeze: Anleger die bis dato oberhalb besagter Widerstandsregion ihre Positionen aufgelöst hatten und das Aufwärtsmomentum in diesem Kontext nochmals forciert haben", erklärte Emden.

Die Aussichten für den Bitcoin-Kurs haben sich dem Experten zufolge mittlerweile aufgehellt. "Der heutige Tag kann das offizielle Ende des langwierigen 'Krypto-Winters' bedeuten." Entscheidend sei, ob sich der Kurs über der Marke von 5.100 Dollar auf Basis des Wochenschlusskurses behaupten könne. Ab 6.000 Dollar könne ein neuer Bullenmarkt beginnen.

Bitcoin-ETF im Fokus


Die Eroberung neuer Jahreshochs sieht er allerdings skeptisch. "Anleger sollten den Tag nicht vor dem Abend loben und weitere Kursentwicklungen unter die Lupe nehmen." Derzeit bestünden noch mehrere Sorgen: Von Hackerangriffen auf Krypto-Börsen bis hin zu Regulierungsfragen für Kryptowährungen.

Gäbe es einen angemessenen globalen regulatorischen Rahmen für Cyber-Devisen, wäre auch eine erfolgreiche Etablierung eines Krypto-spezifischen-ETFs dann womöglich nicht mehr weit entfernt, sagte Emden. Erst am vergangenen Freitag habe die US-Börsenaufsicht (SEC) einen weiteren Antrag auf einen ETF zwar verschoben, allerdings nicht abgelehnt. "Ein Bitcoin-ETF gilt für den Großteil an Investoren als Ritterschlag und damit Heilsbringer."

Von Rekordhoch noch weit entfernt


Trotz des massiven Kurssprungs vom Dienstag ist der Bitcoin noch weit von seinem Rekordhoch Ende 2017 entfernt. Damals war der Kurs der Digitalwährung auf Bitstamp bis auf 19.666 Dollar gestiegen.

Bitcoin ist eine von Hochleistungs-Rechnern geschaffene digitale Währung. Die Computer müssen komplizierte Algorithmen lösen und bekommen dafür Bitcoins zugeteilt. Im Fachjargon wird dieses System Mining genannt. Je mehr Bitcoins geschürft werden, desto schwieriger werden die Aufgaben, die es zu berechnen gilt. Bislang wurden so 17,6 Millionen Stück Bitcoin entwickelt. Die maximal mögliche Menge ist auf 21 Millionen beschränkt.

Die Grundidee der 2009 zu Zeiten der Finanzkrise gestarteten Bitcoins ist ein weitgehend anonymer Zahlungsverkehr, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert. Fehlende Regulierung sorgt allerdings auch für erhebliche Risiken.

Mit Material von Reuters/dpa-AFX