Bei den Prognosen zum weiteren Kursverlauf von Ethereum scheiden sich derzeit die Geister. Zum einen werden die Verkaufsaktivitäten der Ethereum-Miner als Indiz für einen möglichen Kursrückgang gesehen. Die Ethereum-Miner hatten im ersten Halbjahr von dem extremen Hype rund um die auf der Ethereum-Blockchain laufenden DeFi-Projekte profitiert. Nachdem dieser Boom zumindest kurzfristig einer gewissen Ernüchterung gewichen ist, wie auch am Absturz vieler DeFi-Token zu sehen, sind einige Ethereum-Miner eher in den Verkaufsmodus gewechselt. Immerhin haben sie im September vorher noch nicht gesehene Gebühren von 166 Millionen Dollar eingenommen, sechsmal so viel wie beim Bitcoin im gleichen Zeitraum. Laut dem Tweet der Analysefirma Santiment fiel das jüngste Zwischenhoch bei 420 Dollar mit einem massiven Abbau der Ethereum-Bestände bei den Minern zusammen. Auch die Stimmung auf Twitter ist negativer geworden. Allerdings sind diese Stimmungsschwankungen sehr stark damit korreliert, ob ein Coin gerade in einer Auf- oder Abwärtsbewegung ist.
Zum anderen gibt es aber auch positive Stimmen. So weisen Analysten auf eine fallende Keilformation bei gleichzeitig fallendem Volumen hin. Eine derartige Chartformation gilt unter Analysten als zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Aufwärtsbewegung. Spekulationen um einen baldigen Beginn von Ethereum 2.0 könnten durchaus zu einem Ausbruch aus dieser Formation nach oben kommen. Aber selbst wenn der kurzfristige negative Trend wahrscheinlich noch etwas anhält: Längerfristig könnte Ethereum seine Outperformance zum Bitcoin fortsetzen.
Zu den widersprüchlichen Meinungen passen die zwei Chartbilder von Ethereum gegenüber dem Bitcoin und dem US-Dollar. Charttechnisch ist der Kursverlauf von Ethereum gegenüber dem Bitcoin interessant (vgl. ETH/BTC-Chart seit Ende 2017 unten). Nach dem sehr starken Anstieg von Jahresanfang bis Ende August, bei dem der Ether-Preis gegenüber dem Bitcoin um rund 150% gestiegen ist, geht es seither bergab und es hat sich ein Abwärtstrend gebildet. Aktuell ist der Preis wieder unter die 200-Tagelinie gerutscht und des droht nun sogar ein Death Cross, bei dem die 50- die 200-Tagelinie von oben nach unten schneidet, was als sehr schlechtes Zeichen gilt. Die Outperformance von Ethereum hat sich also seit Septemberbeginn ins Gegenteil verkehrt und der ETH/BTC-Chart spricht aktuell dafür, dass dieser Trend vorläufig noch anhält.
Gegenüber dem Dollar ist das Chartbild zwar weniger beunruhigend (vgl. ETH/USD-Jahreschart unten). Allerdings könnte es auch hier in den nächsten Tagen einen Durchbruch durch die 50-Tagelinie geben und der Preis dann Richtung 200-Tagelinie absacken. Ob es wirklich dazu kommt, hängt von der Leitwährung Bitcoin ab. Diese ist in den vergangenen Tagen trotz kurzfristigen Überschreitens mehrfach an dem Widerstand um 13.700 Dollar hängengeblieben. Bei einem möglichen Rückgang bis in den unteren 12.000er-Bereich könnte Ethereum dann tatsächlich bis auf die 200-Tagelinie fallen, die aktuell etwas über 300 Dollar verläuft.