von Martin Blümel

Das sieht doch gar nicht so schlecht aus, so wie sich in den zurückliegenden Tagen die Märkte präsentiert haben. Wird ja auch Zeit, dürften Optimisten argumentieren, schließlich halten die Börsenturbulenzen ja schon seit Mitte des vergangenen Jahres an. Die Rückgänge waren stark, je nach Index gab es 20 oder gar 30 Prozent Minus zu verdauen. Doch nun, seit der jüngsten Zinssenkung der EZB, könnte es doch zur erhofften Trendwende kommen. Auch wenn man am Tag der Notenbank-Entscheidung selbst durchaus Zweifel bekommen konnte: 600 Punkte, also gut sechs Prozent, betrug die Tagesspanne am EZB-Donnerstag! Rauf, runter, rauf. Allein das ein Indiz für die unglaubliche Nervosität an den Märkten.

Durch die jüngste Leitzinssenkung hält jedenfalls die Phase der ultralockeren Geldpolitik unverändert an. Verzinsung ist in vielen Bereichen des Anleihemarkts kaum mehr vorhanden. Ganz im Gegenteil: Negativzinsen, so hat es Fondsmanager Jens Ehrhardt berechnet, seien mittlerweile "in Ländern zu finden, die ein Viertel des Welt-Bruttosozialprodukts ausmachen". Das nutzen natürlich die Emittenten von Anleihen und werfen jede Menge Papiere auf den Markt: Das globale Volumen an ausgegebenen Anleihen ist mit 200 Billionen Dollar mehr als dreimal so groß wie das von Aktien. Das geringere Angebot an Aktien sollte daher mittelfristig für steigende Kurse sorgen, findet Ehrhardt.

Bleibt nur die Frage, wie es mit der Geldpolitik in den USA weitergeht, wo es im Gegensatz zu großen Teilen der restlichen Welt ja zuletzt zu einer Zinserhöhung gekommen ist. Allerdings sind die Argumente für weitere Erhöhungen eher schwach. Dass die Wachstumsrate der US-Wirtschaft im vierten Quartal 2015 von 0,7 Prozent auf ein Prozent nach oben revidiert wurde, ist nicht wirklich ein Indiz für eine überzeugende Beschleunigung des Wachstums. Das ist doch alles eher lauwarm, und das trotz aller lockernden Maßnahmen in den vergangenen Jahren. Schon enttäuschend, dass dies alles nur zur schwächsten Konjunkturerholung der Nachkriegszeit gereicht hat. Wie, bitteschön, kann man in einer solchen Lage weiter an der Zinsschraube drehen? Was würde dies bewirken? Nein, der Notenbank Fed dürfte wohl nichts anderes übrig bleiben, als erst mal die Füße stillzuhalten. Eine Rezession wird man ja wohl nicht riskieren wollen (parallel zum Erscheinungstag dieser Ausgabe der BÖRSE ONLINE tagt der Ausschuss der Fed).

Die Fed weiß sehr wohl, dass die amerikanische Wirtschaft nicht von der Entwicklung der Weltwirtschaft insgesamt isoliert ist. Die Notenbank dürfte daher eher eine abwartende und beobachtende Haltung einnehmen. Eine Zinserhöhung im März ist somit unwahrscheinlich. Aber man wird vermutlich die Sitzung nutzen, um zu signalisieren, dass man nach wie vor die Absicht hat, die Zinsen noch dreimal dieses Jahr zu erhöhen.

Insgesamt ist das Umfeld für Aktien also nicht schlecht. Die Dividendenrenditen sind hoch, das dürfte Anleger anlocken. Vernünftige Festzinsalternativen gibt es zudem so gut wie keine. Gleichzeitig sparen die Unternehmen dank der niedrigen Zinsen eine Menge Kosten ein. Die Entwicklung der Realwirtschaft sollte so keinen Grund zur Sorge bieten. Wir bleiben vorsichtig optimistisch.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com