Zudem bleibe auch der Standort Dresden erhalten. Dort hatte Linde zuletzt mit erheblichen Auslastungsproblemen zu kämpfen. Daher hatte der frühere Konzern-Chef Wolfgang Büchele die Schließung des Werks mit seinen 500 Mitarbeitern vorbereitet. Vor Aufnahme der Fusionsgespräche hatte Linde ursprünglich den Abbau von rund 2000 Stellen geplant, den Großteil davon im Anlagenbau. Nun sollen es erheblich weniger werden, versicherte Reitzle.

Der Linde-Aufsichtsrat hatte am Donnerstag Abend grünes Licht für die Fusion mit dem US-Wettbewerber Praxair gegeben. Der Linde-Betriebsrat und die IG Metall hatten sich in den vergangenen Monaten vehement gegen die Fusionspläne gewehrt und angekündigt, im Aufsichtsrat geschlossen gegen die Pläne zu stimmen. Angesichts des hartnäckigen Widerstands hatte Reitzle wiederholt erklärt, notfalls von seinem Doppelstimmrecht als Aufsichtsratsvorsitzender Gebrauch zu machen. In der auf Konsens ausgerichteten deutschen Unternehmenslandschaft galt dies als Affront.

Am Ende blieb der befürchtete Eklat jedoch aus. Bei der entscheidenden Aufsichtsratssitzung am Donnerstag hatte ein Vertreter der Arbeitnehmerseite wider Erwarten für den Zusammenschluss gestimmt. Damit blieb Reitzle die Ultima Ratio erspart.

Er sei froh, dass er sein Doppelstimmrecht nicht nutzen musste, sagte Reitzle und reichte den Arbeitnehmer-Vertretern zugleich die Hand. Man habe die harte Diskussion der vergangenen Monate zur Kenntnis genommen. Nun gehe es darum, nach vorne zu schauen. Linde sei jahrzehntelang für seine "stillen Reformen" bekannt gewesen. Dorthin wolle man nun wieder zurückkehren, sagte Reitzle.

Linde und Praxair erwarten Teilverkäufe in den USA



Mit Blick auf mögliche Kartellauflagen vor allem in den USA stellen sich Linde und Praxair auf einen Verkauf von Unternehmensteilen in den Vereinigten Staaten ein. Auch in anderen Ländern erwarten die Unternehmen Einwände der Aufsichtsbehörden. Weltweit werde man mit "25 Kartellbehörden verhandeln müssen", sagte Linde-Chef Aldo Belloni. Wenn die Kartell-Auflagen klar seien, werde man prüfen, ob man an Fusion festhalten wolle, oder ob eine Schmerzgrenze überschritten sei, sagte Belloni und Praxair-Chef Steve Angel. Der Amerikaner soll den neuen Konzern führen, Linde-Aufsichtsratschef Reitzle soll Chef des Verwaltungsrats werden. Er werde zumindest in den ersten drei Jahren nach dem offiziellen Zusammenschluss Verwaltungsratsvorsitzender bleiben, sagte Reitzle. So lange dauere üblicherweise eine "saubere Umsetzung" eines Zusammenschlusses.