LAGE DES UNTERNEHMENS:



Nach jahrelangem Bemühen konnten Linde und der US-Konkurrent Praxair nach der Zustimmung aller Kartellbehörden ihre Fusion unter Dach und Fach bringen. Allerdings unterliegt der Zusammenschluss noch Kartell-Auflagen in den USA - Linde und Praxair sollen sich aus neun Teilbereichen des Industriegasgeschäfts zurückziehen. Bis die Bedingungen erfüllt sind, müssen Linde und Praxair ihre Geschäfte weltweit getrennt voneinander führen. Die IG Metall und die Chemiegewerkschaft IG BCE kritisierten die Fusion scharf.

Ansonsten wollen Linde und Praxair den Zusammenschluss zügig über die Bühne bringen. Die Aktionäre konnten bereits ihre Papiere gegen die Aktien des fusionierten Unternehmens tauschen. Die Anteilsscheine werden in New York und in Frankfurt gehandelt.

Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Linde AG am 12. Dezember sollen jetzt noch die restlichen acht Prozent der Aktionäre, die ihre Anteile nicht zum Umtausch in die neuen Linde-plc-Aktien eingereicht hatten, mit einer Barabfindung ausgeschlossen werden.

Bis Ende Januar muss Linde plc außerdem noch einige Anlagen in den USA verkaufen. Erst danach können Vorstandschef Steve Angel und Verwaltungsratchef Wolfgang Reitzle die Integration der Konzerne mit 80 000 Mitarbeitern und gut 24 Milliarden Euro Jahresumsatz anpacken. In Deutschland beschäftigt Linde rund 7000 Menschen.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:



Die meisten Analysten sehen den Zusammenschluss von Linde und Praxair zum neuen Marktführer bei Industriegasen positiv. Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen bezüglich der geplanten Synergien und Integration. Für das dritte Quartal rechnen die Analysten damit, dass die Linde AG genauso wie der Fusionspartner Praxair Umsatz und Gewinn im Jahresvergleich steigern konnte.

Analyst Duffy Fischer von der britischen Investmentbank Barclays wertet die Fusion sowohl für das nun entstandene Unternehmen als auch für die Branche positiv. Martin Rödiger vom Analysehaus Kepler Cheuvreux rechnet mit einem starken Gewinnwachstum und höheren Margen bei dem neuen Marktführer.

Der Rahmen für die neue Gesellschaft ist Analyst Jeffrey Zekauskas von der US-Bank JPMorgan zufolge klar abgesteckt. Die Details, etwa zur möglichen Veräußerung von Konzernteilen und den Synergien, müssten aber noch ausgearbeitet werden. Der Experte von der DZ Bank, Peter Spengler, rechnet mit einem aussagekräftigen Zahlenwerk des fusionierten Unternehmens nicht vor Ende Januar 2019.

Zu den Skeptiker der Fusion gehört Analyst Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research. Die Aktien der neuen Linde seien an den Börsen zu hoch bewertet. Die Papiere würden trotz mittelmäßiger Kapitalrendite und unspektakulärer Wachstumsperspektiven mit deutlichen Aufschlägen im Vergleich zu den Konkurrenten Air Liquide und Air Products gehandelt.

Der Experte zweifelt vor allem am Erfolg der Integration von Praxair und Linde. So erwartet er politische Grabenkämpfe aufgrund unterschiedlicher Firmenkulturen. Zudem rechnet er mit der Flucht von Talenten aus dem neuen Konzern. Auch habe Linde das Einsparziel für die Fusion reduziert. Nun erwarte das Unternehmen, Kosten in Höhe von 1,1 bis 1,2 Milliarden Dollar einzusparen. Zuvor habe das Ziel bei 1,2 Milliarden Dollar gelegen. Er selbst rechnet nur mit Synergien von 900 Millionen Dollar.

DAMIT RECHNET DAS UNTERNEHMEN:



Für das laufende Jahr peilt Linde beim währungsbereinigten Umsatz einen Zuwachs von bis zu vier Prozent an. Der operative Gewinn (Ebitda) könnte bis zu fünf Prozent zulegen. Sollte es allerdings schlecht laufen, dann könnten beide Kennziffern auf dem Niveau von 2017 verharren, räumte das Unternehmen ein.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT:



Seit Ende Oktober wird die Aktie des fusionierten Unternehmens Linde Plc im Dax gehandelt. Der Anteilsschein konnte sich seit seinem Tief am 5. November bei 137,35 Euro wieder etwas erholen. Allerdings fehlen der neuen Linde-Aktie bis zu ihrem Hoch bei 148,15 Euro Ende Oktober noch vier Prozent.

dpa-AFX