Linde-Chef Aldo Belloni und die Gewerkschaften hatten sich im Winter zwar auf einen Pakt geeinigt, der Kündigungen in Deutschland bis 2021 ausschließt.

Im Gegenzug hatten die Arbeitnehmervertreter ihren Widerstand gegen die Eckpunkte eines Zusammenschlusses zunächst aufgegeben. Doch die Vereinbarung scheint das Misstrauen gegen die Fusion nicht ausgeräumt zu haben. "Die Vereinbarung bedeutet nicht, dass nun eitel Sonnenschein eingekehrt ist", sagte der Sprecher. Linde könne auch eigenständig bestehen. Der Konzern lehnte eine Stellungnahme ab.

Auslöser für die Zuspitzung des Konflikts dürfte ein Schreiben von Praxair-Chef Steve Angel an seine Mitarbeiter aus dem Januar sein. Darin sicherte er seiner Mannschaft zu, die fusionierte Firma werde weiter im Stile von Praxair arbeiten. Die Amerikaner sind deutlich rentabler als Linde und für ihre knallharte Profitorientierung bekannt. Die Gewerkschafter befürchten, durch die Verlagerung des Machtschwerpunkts in die USA könnte das deutsche Mitbestimmungsmodell ausgehöhlt werden.

Die IG Metall will auch, dass sich die Politik stärker als bisher in die Verhandlungen einmischt. "Linde ist ein Konzern mit wichtigen Technologien, die man nicht sang- und klanglos in die USA abwandern lassen kann", sagte der Sprecher. Sowohl die Landes- als auch die Bundespolitik seien gefordert.

Linde will sich mit Praxair bis zur Hauptversammlung im Mai auf die Details der 60 Milliarden Euro schweren Fusion geeinigt haben. Rechtlich abgeschlossen würde die Transaktion erst im ersten Halbjahr 2018. So lange brauchen alle kartellrechtlichen Prüfungen.