Die Zahl ist verheerend: Seit Mitte Februar haben in den USA mehr als 36 Millionen Menschen ihren Job verloren. Getroffen hat es vor allem viele Beschäftigte in kleinen Unternehmen. Wie viele nach dem Lockdown wieder in Lohn und Brot kommen werden, ist ungewiss. Bis es wieder annähernd Vollbeschäftigung gibt, wird mit Sicherheit noch viel Zeit vergehen. Notenbankchef Jerome Powell ist sich jedoch sicher, dass sich die US-Wirtschaft von der Pandemiekrise wieder vollständig erholen wird, auch wenn sich der Prozess noch eine ganze Weile hinziehen kann. Er riet, niemals gegen die US-Wirtschaft zu wetten, und betonte, dass die Notenbank noch über viele Möglichkeiten verfüge, um gegen die Corona-Krise und die Rezession anzukämpfen. Den Aktienmärkten haben die Durchhalteparolen wieder deutlich Auftrieb gegeben. Sämtliche Indizes zogen zu Wochenbeginn kräftig an.

Trump will Minuszinsen


Weiterhin pocht derweil Präsident Donald Trump vehement auf negative Zinsen und übt dadurch bewusst großen Druck auf die Zentralbank aus. Dann, so Trumps Argument, würde die US-Regierung mit neuen Schulden Geld verdienen, anstatt dafür zu bezahlen. Powell hingegen hält bislang zumindest an der Nullzinspolitik fest und will die Leitzinsen nicht ins Minus rutschen lassen. Einige Investoren glauben jedoch fest daran, dass die Notenbank schon bald ihre Meinung ändern wird, den nächsten Schritt macht und trotz aller Dementis die Zinsen senkt. Ob auch dieses Szenario bereits in den aktuellen Kursen enthalten ist?

In Deutschland freuen sich derweil nicht nur die Anleger über die Lockerungen. Nach und nach fährt das Land wieder hoch: Die 800-Quadratmeter-Regel ist aufgehoben, einige Schüler dürfen wieder zum Unterricht und auch die Biergärten sind wieder geöffnet - alles jedoch unter strengen Auflagen. Es hat den Anschein, dass wieder etwas Normalität in das tägliche Leben zurückkehrt. Selbst in Italien soll es seit Wochenbeginn wieder Schritt für Schritt nach vorn gehen. In ganz Europa standen zu Wochenbeginn die Börsenampeln auf Grün.

Doch sollten sich Anleger nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Zwar neigt sich der Reigen der Quartalszahlen dem Ende zu, und bei einigen Unternehmen fielen diese gar nicht mal so schlecht aus. Doch hat die Pandemie die Geschäfte der Firmen hierzulande erst Ende Februar bis Mitte März richtig lahmgelegt. Die ganz schlechten Zahlen werden also erst zum Halbjahr sichtbar. Hier könnte die eine oder andere ganz große böse Überraschung lauern.

Angst vor zweiter Welle


Wie schnell das Virus zurückkehren kann, zeigt sich aktuell in China. In Wuhan, wo die ersten Corona-Fälle aufgetreten waren, sind wieder Menschen positiv getestet worden. Die Regierung rief einen "Zehn-Tage-Krieg" aus. Innerhalb dieser Zeit sollen sämtliche elf Millionen Einwohner getestet werden. Der oberste Gesundheitsberater Chinas fürchtet eine zweite Welle im Land. Auch die Millionenstadt Jilin ist teilweise abgeriegelt. Dort haben sich mehr als 20 Personen neu infiziert. Es bestünde ein gewaltiges Risiko, dass sich das Virus ausbreite, so die Stadtbehörde. Selbst in Südkorea, wo man glaubte, die Pandemie besiegt zu haben, traten jetzt neue Fälle auf. Bleibt zu hoffen, dass die Schleusen hierzulande nicht vorschnell geöffnet wurden.