Die Atomkraftwerke in Frankreich laufen auf Sparflamme. Fast die Hälfte von ihnen ist derzeit abgestellt. Ein möglicher Engpass im Winter rückt immer näher, die Preise in Frankreich steigen spürbar. Und Präsident Emmanuel Macron? Der setzt alles daran, dass seine Bürger davon nichts merken. Wie ein Bericht von WELT jetzt zeigt, könnte das die stark ansteigenden Preise in Deutschland noch mehr erhöhen.
Frankreichs Atomkraftwerke auf Sparflamme
27 der 56 Reaktoren in Frankreich sind derzeit abgestellt. Bei fast allen übrigen läuft die Produktion eingeschränkt. Laut dem französischen Energiekonzern EDF wird 2022 deswegen rund ein Viertel weniger Strom produziert. Da die Atomkraftwerke allerdings rund 67 Prozent des Strombedarfs in Frankreich abdecken, schnellen die Preise aufgrund der Knappheit erst recht in die Höhe. Kaum zu glauben: Deutschland liefert aktuell sogar mehr Strom nach Frankreich als Frankreich nach Deutschland.
Teurer Strom in Frankreich - das sind die Gründe
Ein wichtiger Grund, warum aktuell einige Atomkraftwerke in Frankreich nur eingeschränkt laufen, liegt bei der derzeitigen Dürre und Trockenheit: Ist die Flusstemperatur zu hoch, dürfen Atomkraftwerke nicht mehr deren Wasser für ihre Kühlung benutzen. Zudem entstanden durch die Corona-Pandemie einige Verzögerungen bei Wartungsarbeiten der Atomkraftwerke. Dann wurden im Dezember auch noch bei einigen der jüngeren Reaktoren Korrosionsschäden entdeckt. Die Strompreise der Terminbörsen zeigen: Auch im Winter sollte dieses Problem noch nicht gänzlich gelöst sein.
Macrons Strompolitik und die Auswirkungen auf Deutschland
Zwar ist Frankreich weit unabhängiger vom russischen Gas als Deutschland. Dennoch ist der Strompreis an den Terminbörsen für den nahenden Winter beinahe zweimal so hoch wie in Deutschland. So soll der Preis einer Megawattstunde in Deutschland im vierten Quartal bei 600 Euro liegen, in Frankreich für November 1055 Euro. Die Energieaufsichtsbehörde CRE spricht sogar von einem "historischen Preisunterschied" der beiden Länder. Die bevorstehende Preisexplosion in Frankreich könnte für steigende Strompreise in ganz Europa und damit auch Deutschland sorgen. Allerdings: Trotz des alarmierenden Preisanstiegs, der Frankreich bevorsteht, bekommen die französischen Verbraucher davon aktuell nichts mit. Denn schon seit Ende letzten Jahres deckelt Macron die Strompreise und verlängert diese Maßnahmen noch bis zum Ende des Jahres. Das kann den Effekt der Preisexplosionen hierzulande noch weiter verstärken.
Französischer Energie-Gigant EDF gebeutelt
Durch die zahlreichen Reparaturen an den Reaktoren und die derzeitigen Herausforderungen gerät die EDF-Aktie unter Druck. So verzeichnete der Konzern im ersten Halbjahr einen Milliarden-Verlust, fuhr ein Minus von 5,29 Milliarden Euro ein im Vergleich zu einem Gewinn von 4,17 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet EDF Belastungen in Höhe von 24 Milliarden Euro. Zuvor lag dieser Betrag noch bei 18,5 Milliarden Euro. Die Mehrheit der Analysten rät zum Halten der Aktie.
js