Der Bremsweg wird immer länger: Schon im Jahr 2019 setzte die Automobilbranche wegen der schwachen Marktentwicklung unter anderem in Asien weniger Fahrzeuge ab als im Jahr zuvor. Nun verhagelt ihr die Corona-Pandemie das Geschäft. Sollten staatliche Gegenmaßnahmen und Kaufprämien ausbleiben, brechen einer Analyse von Bain & Company zufolge die Pkw-Verkäufe rund um den Globus im laufenden Jahr um rund 29 Prozent ein. Die Profitabilität der Unternehmen drohe im Schnitt um bis zu 90 Prozent zurückzugehen.
Elektrotransformation im Blick
Jörg Stratmann, Chef des Automobilzulieferers Mahle, glaubt trotz der düsteren Prognose und massiver Umsatzeinbußen - allein im März gingen die Erlöse um 29 Prozent zurück - die Krise meistern zu können. Seine Zuversicht speist sich zum einen aus der "konkurrenzlosen Kompetenzbreite" im Bereich Antriebe. Die Stuttgarter entwickeln Kolbensysteme und Zylinderkomponenten und fertigen darüber hinaus Filter und Pumpensysteme sowie Ölkühler für Motor- und Getriebeapplikationen. Zum anderen hat Mahle auf den Umbruch in der Automobilbranche hin zur Elektromobilität bereits reagiert. Die Abhängigkeit von Zulieferteilen für Verbrennungsmotoren ist laut Landesbank Baden-Württemberg mittlerweile unter 50 Prozent gesunken.
Optimismus, die Absatzschwäche durchzustehen und gleichzeitig die E-Transformation fortzusetzen, zieht das Management auch aus der guten Liquiditätsposition. Der in mehr als 30 Ländern operierende Konzern verfügt über 567 Millionen Euro Cash. Zudem steht eine freie Kreditlinie in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Nettoverschuldung beträgt 1,3 Milliarden Euro.
Die gute Finanzlage mag Anleiheinvestoren beruhigen, zumal Mahle versichert, bereits laufende Effizienzprogramme konsequent fortzuführen. Der bis zum Mai 2022 laufende Bond rentiert aktuell bei 2,7 Prozent. Ein Rating der Kreditagenturen liegt zwar nicht vor, die Risiken sind bislang aber noch überschaubar.