Bisher hatte der Automobilclub lediglich eingeräumt, die Stimmzahl bei der Leserwahl der Mitgliederzeitschrift "ADAC Motorwelt" nach oben frisiert zu haben, um den "Gelben Engel" wichtiger erscheinen zu lassen. Kommunikationschef und Chefredakteur Michael Ramstetter hatte deshalb gehen müssen.

In einem Interview der Februar-Ausgabe der Mitgliederzeitschrift sagte Meyer, er könne nicht mit Gewissheit sagen, ob nicht auch das Ranking gefälscht wurde. "Wir haben das Eingeständnis, dass die Zahl der absoluten Stimmen, nicht aber die Reihenfolge der Preisträger verändert wurde. Ob das der Wahrheit entspricht, soll die Untersuchung ans Licht bringen, mit der wir externe Prüfer federführend beauftragt haben."

Die Aussage legt nach Meinung des Autoexperten Stefan Bratzel nahe, dass der ADAC einen entsprechenden Verdacht hegt. "Sonst würde er dem nicht nachgehen." Der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach verwies darauf, dass es bereits Befürchtungen gegeben habe, der ADAC habe sich durch die Manipulation der Stimmzahl nicht nur größer machen, sondern auch "Schicksal spielen" wollen.

WELCHE ROLLE SPIELT DIE AUTOMOBILINDUSTRIE?

Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer vermutet, dass sich der ADAC durch eine hohe Wahlbeteiligung attraktiv für die großen Automobilkonzerne machen wollte, die mit dem "Gelben Engel" werben und deren Chefs sich gerne bei Preisverleihungen ablichten lassen. Vermutlich habe auch die Anzeigenwerbung für die Mitgliederzeitung eine Rolle gespielt. Einen direkten Einfluss der Autobauer auf die Preisvergabe wollen sich beide Experten nicht vorstellen. "Die harmlose Variante wäre, dass der ADAC Abwechslung in die Preisvergabe bringen wollte, damit nicht immer der Gleiche gewinnt", sagte Bratzel. Dem ADAC wird großer Einfluss bei der Entscheidung über den Autokauf seiner 19 Millionen Mitglieder nachgesagt.

Bereits bei der Wahl im vergangenen Jahr soll es einen Manipulationsverdacht gegeben haben. Damals hatte die A-Klasse von Mercedes gewonnen, obwohl der VW Golf das meistverkaufte Auto war. Den aktuellen "Gelben Engel" hatte der Golf gewonnen. Volkswagen will das Ergebnis der Untersuchungen durch den ADAC abwarten, bevor man über Konsequenzen nachdenken will. Ob VW den Engel für den Golf zurückgibt, steht noch nicht fest. Der Ruf des Preises sei jedoch beschädigt, sagte ein VW-Sprecher. Deshalb stelle sich die Frage, was man mit einer Auszeichnung anfangen solle, mit der man nicht werben könne. Einen Einfluss der Automobilindustrie auf die Vergabe habe es nicht gegeben. "Was hätten wir von einem Preis, den wir zwischen uns hin und herschieben?", sagte der VW-Sprecher.

Reuters