Am l. September beginnt für Meteorologen der Herbst. Börsianer befinden sich gefühlt seit mehreren Wochen in dieser turbulenten Jahreszeit. Beispiel DAX: Gegenüber dem "Sommerhoch" von Anfang Juli hat der heimische Leit­index mittlerweile mehr als 1000 Punkte oder 8,6 Prozent verloren.

Einmal mehr sorgt der Handelsstreit für stürmische Verhältnisse. Zunächst kündigte China neue Zölle auf US-Güter im Volumen von rund 75 Milliarden Dollar an. Ab dem 1. September respektive dem 15. Dezember sollen Abgaben zwischen fünf und zehn Prozent fällig werden. Die Antwort aus Washington folgte prompt: Ab 1. Oktober erhöhen die Staaten den Zoll auf chinesische Einfuhren im Wert von rund 250 Milliarden Dollar von 25 auf 30 Prozent. Außerdem sollen Güter, die noch nicht von dem immer härter geführten Streit betroffen sind, bereits ab September mit einem Obolus von 15 Prozent belegt werden. Hier war zuvor von zehn Prozent die Rede.

Donald Trump sandte gleichzeitig verbale Tiraden in Richtung Peking. "Unseren großartigen amerikanischen Unternehmen wird hiermit befohlen, sofort nach einer Alternative zu China zu suchen", schrieb der Präsident unter anderem auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Angesichts der enormen Bedeutung der Volksrepublik für viele US-Konzerne wirkt dieser Appell geradezu grotesk.

In Rage twitterte sich der Republikaner nicht nur in puncto Handelsstreit. Praktisch zeitgleich drosch er auf die Notenbank ein. "Meine einzige Frage lautet, wer ist unser größerer Feind, Jay Powell oder der Vorsitzende Xi?", schrieb Trump in Bezug auf den Fed-Präsidenten sowie Chinas Machthaber Xi Jinping.

Damit reagierte Trump auf Powells Rede bei einer Notenbankkonferenz in Jackson Hole. Anders als von Trump und wohl auch manchem Anleger erhofft, hatte der Fed-Chef keine geldpolitische Lockerung im großen Stil signalisiert. Vielmehr wiederholte er sein Mantra, wonach die Notenbank den Aufschwung mit angemessenen Maßnahmen unterstützen werde. Obwohl der oberste Währungshüter keinen Hehl aus den bestehenden Risiken machte, sieht er die weltgrößte Volkswirtschaft in einer "günstigen Position". Für den Mann im Weißen Haus scheint diese besonnene Haltung die reinste Provokation darzustellen. "Wie üblich tat die Fed NICHTS!", polterte Trump.

Als der Republikaner tags darauf beim G-7-Gipfel in Biarritz ankam, hatte sich seine Laune - zumindest äußerlich - wieder gebessert. Doch brachte das Treffen der sieben wichtigsten westlichen Industrienationen bei den für die Börse brisanten Themen Handelsstreit und Brexit keine nennenswerten Fortschritte.

Mangel an Alternativen


Angesichts der 2020 anstehenden Wahlen dürfte Donald Trump an seinem Hauruckstil festhalten. Noch kann er damit bei seinen Anhängern punkten. Doch die Stimmung droht zu kippen, sobald die US-Wirtschaft an Fahrt verliert und der Jobboom nachlässt. So gesehen geht der Sommer mit neuen Daten zu zwei wichtigen Indikatoren zu Ende: Am 30. August werden der Einkaufsmanagerindex aus Chicago sowie das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan veröffentlicht.

Trotz aller Turbulenzen spricht der Mangel an Alternativen für die Anlage­klasse Aktie. Sowohl die Fed als auch die EZB dürften im September die Zinsen senken. Davon und von dem angespannten Umfeld profitiert Gold schon jetzt. Mit Blick auf den Herbst hat die Krisenwährung mehr denn je ihren Platz in einem diversifizierten Depot verdient.