Das schwierige Umfeld macht nach wie vor viele Anleger kirre. Nicht genug damit, dass Anleger in Europa den Brexit, die unberechenbare Politik in Italien und die Konjunkturschwäche in Deutschland im Blick haben müssen. Vielmehr sorgt auch noch der Handelsstreit zwischen China und den USA für anhaltende Verwirrung. Seit Sonntag erheben die Streithähne neue Strafzölle.

Die von den USA neu erhobenen Sonderabgaben von 15 Prozent betreffen Waren im Wert von mehr als 100 Milliarden Dollar. Als Reaktion darauf verhängte China Gegenzölle von fünf und zehn Prozent auf Importe aus den USA. Und unter anderem vom 15. Dezember an haben die USA Strafzölle von 15 Prozent auf weitere Konsumgüter aus China im Wert von rund 160 Milliarden Dollar angedroht. Der seit gut einem Jahr schwelende Konflikt ist längst ein Belastungsfaktor für die Weltkonjunktur, die sich ohnehin im Abschwung befindet. Selbst in den USA hat der wirtschaftliche Elan spürbar nachgelassen. Deshalb richtet sich das Augenmerk der Marktteilnehmer in der laufenden Woche noch mehr als sonst auf die anstehenden US-Konjunkturdaten. Gemeint sind damit die ISM-Indizes zur Stimmung im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor sowie der Arbeitsmarktbericht. Diese gelten aus Börsianersicht als global wichtigste Wirtschaftsindikatoren.

Nah an der Wachstumsschwelle


Speziell die ISM-Indizes sind dieses Mal noch wichtiger als sonst. Denn die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe hat sich bereits deutlich eingetrübt, lag im Juli nur noch bei 51,2 Punkten (im Dienstleistungssektor bei 53,7). Damit ist die als Wachstumsschwelle geltende Marke von 50 Punkten gefährlich nahegekommen. Sollte es weiter nach unten gehen, dürfte das unter den Anlegern zu einer weiteren Verunsicherung führen.

Trotz alledem war in der Vorwoche ­eines auffällig: Nicht nur in Deutschland, sondern ganz allgemein in Europa und auch in den USA schwenkten die Notierungen auf Erholungskurs ein. Eine Bewegung, die zumindest zunächst weiter anhalten könnte. Auch wenn das angesichts des wie skizziert schwierigen Umfelds zunächst unwahrscheinlich klingen mag.

Doch es ist einfach so, dass nach zahlreichen Hiobsbotschaften bereits viel Negatives in den Kursen steckt. Dafür sprechen unter anderem die Kapitalflüsse. So sind in diesem Jahr bisher schon 204 Milliarden Dollar aus Aktien und damit aus einer als riskant geltenden Assetklasse abgeflossen. Gleichzeitig steckten die Anleger 325 Milliarden Dollar in Anleihen sowie zwölf Milliarden Dollar in Gold und somit in zwei Anlageklassen, die als sichere Häfen gelten.

Bären gegen Bullen


Passend dazu gibt es etliche in der Vergangenheit bewährte Indikatoren, die angesichts der schlechten Stimmung antizyklisch zum Einstieg blasen. Dazu zählt unter anderem der von der Bank of America Merrill Lynch berechnete sogenannte Bull-&-Bear-Indikator. Und dieser hat gerade erst ein taktisches Kaufsignal für Risikoanlagen generiert. Wiederholt sich die Geschichte, ist das ein gutes Zeichen für die Weltbörsen. Denn im Median kletterten die globalen Aktienkurse bei den 16 Kaufsignalen, die beim Bull-&-Bear-­Indikator seit 2000 aufgetreten sind, auf Sicht der folgenden drei Monate um 6,3 Prozent. Das ist ein Mutmacher. Bleibt nur zu hoffen, dass der US-Präsident nicht auch hier wieder mit einigen seiner berüchtigten Tweets einen Strich durch die Rechnung macht.