Allerdings durfte man angesichts des schwachen Starts in den Dezember durchaus zweifeln, ob es in diesem Jahr überhaupt zu jenem Börsenphänomen kommt, das die einen Jahresend- und die anderen Santa-Claus-Rally nennen.

Dennoch oder vielleicht gerade deswegen sollte man sich von der laufenden Börsenparty nicht zu sehr berauschen lassen. Es gibt Warnsignale, die darauf hinweisen, dass man als "Partygänger", also aktiver Anleger, nicht zu spät den Rückzug von den Feierlichkeiten antreten sollte. Ein gutes Beispiel liefert die relative Performance der fünf wichtigsten Sektoren des breit gefassten US-Aktienindex S & P 500: Technologie, zyklischer Konsum, Gesundheit, Finanzen und Kommunikation. Diese Sektoren machen mehr als drei Viertel des Indexgewichts aus, und es ist praktisch unmöglich, dass der S & P 500 steigt (oder fällt), ohne dass auch das Gros dieser Sektoren steigt (oder fällt). Und genau das ist der Knackpunkt: Denn zuletzt befand sich nur noch der Tech-Sektor in einem relativen Aufwärtstrend. Mit ein wenig gutem Willen auch der Bereich Gesundheit. Doch so oder so ist das eigentlich zu wenig für einen nachhaltigen Aufschwung. Was passiert also mit dem Markt, wenn die saisonale Stärke nachlässt?

Man sollte gehen ...


Man kann es auch so formulieren: Der Aufschwung hat zuletzt doch ganz schön an Breite verloren. Und auch an Risikolust: So sind zuletzt Aktien aus dem defensiven und als sicher geltenden Bereich Basiskonsum besser gelaufen als Titel aus dem offensiveren zyklischen Konsum. Auch andere defensive Sektoren wie Versorger und Immobilien waren relativ stark im Dezember. Und das vor dem Hintergrund immer neuer Rekordstände des S & P 500. Technisch orientierte Marktbeobachter sprechen hier von einer "Divergenz". Und auch das ist ein Warnsignal.

Dass es zu neuen Börsenrekorden gekommen ist, lag vermutlich auch daran, dass die Notenbank Federal Reserve frisches Geld zugeschossen hat: Nach Angaben der New Yorker Fed ist die Bilanz der Notenbank bis zum 21. Dezember um fast 140 Milliarden Dollar gestiegen. Moment mal, was? Ist die Fed nicht eigentlich dabei, ihre Liquiditätsspritzen zu reduzieren? Hatte ihr Chef Jerome Powell nicht angekündigt, dass er die Wertpapierkäufe von 120 Milliarden auf 105 Milliarden Dollar pro Monat reduzieren würde? Surprise, surprise! Des Rätsels Lösung: Die Ankäufe über 140 Milliarden Dollar sollten die Fälligkeit von Vermögenswerten ausgleichen, die vor Jahresende aus der Fed-Bilanz ausgebucht werden. Nichtsdestotrotz wurde so eine erhebliche Menge an Liquidität in das System eingespeist. Ein Effekt, der im Januar abklingen wird.

... wenn’s am schönsten ist


Was also tun als Anleger? Um bei der Partymetapher zu bleiben: Die Feierlichkeiten sind so richtig schön am Laufen. Man darf das noch ein wenig genießen. Es ist schließlich Januar, und auch hier gibt es saisonale Muster, die meist positiv für Börsianer sind. Aber achten Sie auf weitere Signale, die andeuten, dass die Party so langsam aus dem Ruder läuft und die Nachbarn kurz davor sind, die Polizei zu rufen. Das ist dann der Zeitpunkt, seine sieben Sachen einzusammeln, die Freunde unterzuhaken, sich beim Gastgeber zu bedanken und zu gehen. Die nächste Party kommt bestimmt.