Das war wohl nichts. Auf die anfänglichen Kursgewinne zu Beginn des Jahres folgte ein Ausverkauf der radikalen Sorte. Weltweit ging es abwärts. Besonders betroffen war die Techbörse Nasdaq. Als Auslöser der gewaltigen Verkaufswelle wurde die turnusmäßige Veröffentlichung der Protokolle der US-Notenbank Fed ausgemacht. Denn anders als die bisherigen O-Töne des Fed-Chefs Jerome Powell machen die Protokolle deutlich, dass die Währungshüter noch schneller und drastischer zur Tat schreiten könnten als bislang angenommen.
Hauptsorge der US-Notenbanker ist die Inflation. Parallel zum Erscheinen dieser BÖRSE ONLINE werden die aktuellen Daten zur Entwicklung des Verbraucherpreisindex veröffentlicht. Und die sollten neues Futter für die geldpolitischen Falken im Offenmarktausschuss der Fed sein. Die Ökonomen erwarten weiterhin alarmierend hohe Zahlen: Im Schnitt gehen sie von einer Gesamtrate von sieben Prozent aus, für die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel sind es 5,4 Prozent.
Unterfüttert wird das Szenario vom Beschäftigungsbericht für Dezember. Denn der zeichnet das Bild einer Volkswirtschaft mit Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote ist weiter gesunken auf inzwischen nur noch 3,9 Prozent.
Hartnäckig optimistische Newsletter ...
Zum Vergleich: Die Fed rechnete bislang mit einer Quote von 4,3 Prozent per Ende 2021. Die Erholung läuft also deutlich schneller als erhofft und das Vorkrisenniveau ist fast wieder erreicht: Vor Corona lag das Arbeitslosenniveau bei 3,5 Prozent. Weil gleichzeitig auch die durchschnittlichen Stundenlöhne steigen, gibt es einen recht starken Lohndruck. Für die Beschäftigten ist das alles höchst erfreulich. Für die Inflationsentwicklung weniger, deutet sich doch eine gewisse Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale an. Die Falken der Fed haben das im Blick.
Und der Ausverkauf an den Märkten spiegelt das wider. Weitere Rückschläge sind durchaus im Bereich des Möglichen. Das zeigt zum Beispiel eine Analyse von Mark Hulbert vom amerikanischen Börsendienst "Marketwatch": Demnach sind die Börsen-Newsletter in den Staaten trotz der teils drastischen Kursverluste weiterhin hartnäckig bullish. Genau das ist aber ein klassischer Kontraindikator und damit ein Warnsignal, dass diese Korrektur noch nicht zu Ende ist.
Eine Korrektur wohlgemerkt. Nicht der Beginn eines langfristigen Bärenmarkts. Dafür gibt es keine Signale. Zumindest noch nicht. Zyklische Indikatoren wie die relative Kursentwicklung von Aktien aus dem zyklischen Konsum gegenüber Aktien aus dem Basiskonsum tendieren inzwischen wieder seitwärts - wie das Verhältnis von Kupfer- zu Goldpreis. "Das deutet auf wenig makroökonomischen Stress hin", folgert Cam Hui vom amerikanischen Marktbeobachter Humble Student of the Markets.
... in wieder normaleren Börsenzeiten
Seine Empfehlung: Sich darauf einstellen, dass nun vermutlich Zeiten anstehen, in denen es schlichtweg wieder normal ist, dass es immer wieder zu Rücksetzern von zehn Prozent kommt. In dieser Hinsicht waren Aktionäre in den zurückliegenden Jahren schlicht zu verwöhnt. Da waren schon Korrekturen um fünf Prozent eine Seltenheit. Was also tun als Anleger? Aktuell sieht es so aus, als ob die Kurse sich in den kommenden Tagen wieder erholen, auch an der besonders gerupften Nasdaq, dass es danach aber zu einer Fortsetzung der Korrektur kommt. Die News rund um Inflation und Zins sind noch nicht verdaut.