Diese Marke gilt es zu knacken: Bei genau 13 596 Zählern liegt das Rekordhoch des deutschen Leitindex DAX. Erzielt wurde es vor fast exakt zwei Jahren: Am 23. Januar 2018 markierte der Index ein neues Top. Bereits am vergangenen Freitag versuchte das Barometer, neue Höchststände zu erklimmen, knickte jedoch kurz vorher wieder ein.
Jetzt scheint es so, als könnte der Ausbruch gelingen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Weltpolitisch scheint sich die Lage aktuell wieder etwas zu entspannen. Nach der Tötung des hochrangigen Generals Soleimani durch die USA herrschte große Unsicherheit. Eine Eskalation im Streit zwischen den USA und dem Iran schien wahrscheinlich. Danach sieht es jetzt allerdings nicht mehr aus. Abzulesen ist das auch am Ölpreis: Nach einem kurzen Anstieg gab er wieder um einige Prozentpunkte nach.
Was zudem für höhere Kurse spricht, ist die Teileinigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Kurz vor dem Ende eines wichtigen Stichtags einigten sich beide Länder darauf, keine neue Runde von Strafzöllen zu eröffnen. Teilweise sollen gar beschlossene Zölle wieder zurückgenommen werden.
Wie es im Handelsstreit weitergeht
US-Präsident Donald Trump wird wohl alles dafür tun, dieses Jahr im November wiedergewählt zu werden. Dafür ist es unerlässlich, dass er die Wirtschaft mindestens bis zu seiner Wiederwahl am Laufen hält. Deswegen ist es unwahrscheinlich, dass der Streit zwischen den Großmächten in den kommenden Monaten eskaliert. Um den Zwist beizulegen, soll es zwischen den Nationen halbjährliche Treffen geben, angeführt von US-Finanzminister Steven Mnuchin und Liu He, dem Vizeministerpräsidenten Chinas. Das schlagkräftigste Argument für neue Rekordniveaus an den Börsen und für den DAX ist jedoch sicherlich das weiterhin anhaltend niedrige Zinsniveau. Die Alternativen für große institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen bleiben auch künftig überschaubar.
Je tiefer die Renditen für Staats-, aber auch für Unternehmensanleihen fallen, desto mehr spricht dafür, dass die Investoren weiterhin viel Geld in den Immobilien-, vor allem aber in den Aktienmarkt pumpen werden. Solange die Zinsspirale nicht nach oben dreht, ändert sich das nicht. Und daran, dass die Zinsen zumindest im EU-Raum mittelfristig niedrig bleiben, zweifeln momentan nur die wenigsten Experten.
Sicher, irgendwann könnten die Bewertungen aus dem Ruder laufen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Bislang ist etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das gern herangezogen wird, um Konzerne zu bewerten, nicht zu hoch. Ganz im Gegenteil: Nach Schätzungen des Informationsdiensts Bloomberg liegt das KGV für die Unternehmensgewinne der größten deutschen Konzerne für das Jahr 2020 bei knapp 15. Im historischen Vergleich ist das nicht zu viel. In den vergangenen Jahren lag es sogar, mit Ausnahme von 2018, deutlich darüber. Dafür müssen jedoch die Gesellschaften auch die entsprechenden Ergebnisse liefern.
Ein Indikator dafür, wie es an den Börsen und mit dem DAX weitergeht, ist sicherlich auch die anstehende Bilanzsaison für die letzten drei Monate das Jahres 2019. Bereits in diesen Tagen beginnen die ersten US-Konzerne ihre Bücher für das vierte Quartal zu öffnen. Traditionell sind es erst mal vor allem Finanzdienstleister und Banken, die den Reigen eröffnen. Bald darauf folgen auch die deutschen Konzerne. Viele negative Überraschungen sollte es dann allerdings nicht geben.