Unter anderem sind es auch die Ereignisse an den Rentenmärkten. Dort sind nämlich die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen unter das Renditeniveau der zweijährigen Papiere gefallen. Inverse Zinskurve heißt das im Volkswirtejargon. Und diese Inversion deutet darauf hin, dass Anleger in Zukunft deutlich niedrigere Zinssätze respektive Inflationsraten erwarten - was typischerweise dann der Fall ist, wenn die Konjunktur schwächelt und eine Rezession im Anmarsch ist.
Angesichts solcher Aussichten neigt dann mancher gleich zur Panik. Denn: "Es gibt Statistiken, die zeigen, dass in den USA eine Inversion der Zinskurve in den vergangenen 70 Jahren immer der Vorbote einer Rezession war", schreibt Ali Masarwah vom Analysehaus Morningstar in seiner sehr treffenden Kolumne "Ist der liebe Gott eine Zinsstruktur?".
Allerdings, und das ist der große Unterschied zu den zurückliegenden 70 Jahren, haben die Notenbanken in den vergangenen Jahren mit ihren Anleihekaufprogrammen dazu beigetragen, die Renditen langlaufender Papiere nach unten zu drücken. Die Aussagekraft des Indikators wird dadurch geschmälert, vielleicht sogar ganz ausgehebelt. "Halten wir also fest, dass die Zinskurve ein Signal unter vielen ist, wie es auch andere volkswirtschaftliche Indikatoren sind, die wir alltäglich in den Nachrichten hören", so Masarwah weiter. Eine Meinung, der wir uns gern anschließen.
Zollstreit in der nächsten Runde
Neben zahlenbasierten Indikatoren - wie eben der Zinskurve - sind es derzeit vor allem politische Faktoren, die das Auf und Ab an der Börse beeinflussen. Allen voran sind es die Einlassungen von US-Präsident Donald Trump. Der hat sich auch jetzt wieder zu Wort gemeldet, natürlich erneut zum Thema Handelsstreit. Die Situation in Hongkong spitzt sich nämlich allmählich zu. China hat Soldaten an die Grenze geschickt, und die Angst vor einem militärischen Eingreifen ist groß. Trump fordert daher, auf den Einsatz von Gewalt zu verzichten, ansonsten könne dies den "Fortgang der Handelsgespräche mit Peking gefährden".
Ein neuer Aspekt also im alten Disput. Der Zollstreit ist bereits seit längerer Zeit das zentrale Thema an den Finanzmärkten, und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Insgesamt haben es die Börsianer so mit einem richtigen Krisencocktail zu tun: der Handelsstreit als Hauptzutat, dazu die Demos in Hongkong, die Brexit- und Italien-Unsicherheiten und schließlich noch die Querelen mit dem Iran und Nordkorea. Das sorgt für viel Unsicherheit. Und dies mögen die Börsianer bekanntlich nicht.
Thema Nummer 1 an den Märkten sollte also auch weiterhin der Handelsstreit zwischen USA und China bleiben. Und der Umstand, dass sich konstruktive und destruktive Signale schön abwechseln. Das macht eine Einigung schwierig. Trotzdem gehen wir weiterhin davon aus, dass langfristig beide Parteien einen Handelspakt anstreben und dass dies den Börsen dann wieder Schwung verleiht. Unbeantwortet ist dabei allerdings die Frage nach dem "Wann". Wie passend, dass der chinesische Präsident Xi auf einer Reise durch die Provinz Jiangxi neulich ein altes Motto der Revolution zitierte: "Ein neuer langer Marsch liegt vor uns." Das sollte Anlegern bewusst sein. Die Chinesen haben wohl einen langen Atem, die Amerikaner aber vermutlich auch. Geduld ist also gefragt.