Es kommt tatsächlich Bewegung in die Sache: In dem schon seit gut einem Jahr andauernden Handelskonflikt mit China hat US-Präsident Donald Trump am vergangenen Wochenende eine Einigung verkündet. Ein Teilabkommen soll unterzeichnet werden. Es sei "Phase 1" eines umfassenden Handelsvertrags, in dem es zunächst um Themen wie Finanzdienstleistungen, Währungsfragen, Agrarprodukte sowie um den Schutz geistigen Eigentums geht.
Vorausgegangen war ein Treffen mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten und Chefunterhändler in Sachen Handelskonflikt Liu He in Washington. Ein Anfang scheint also gemacht, weitere Streitpunkte sollen dann in einer zweiten und womöglich dritten Phase geklärt werden. An den Börsen wurde die Nachricht zunächst positiv aufgenommen, auch wenn China in einer ersten Reaktion etwas zurückhaltender reagierte und von "substanziellen Fortschritten" sprach. Die Kurse in den USA, Europa und Asien machten jedenfalls einen Sprung, gaben dann aber wieder etwas nach, weil es eben bislang nur eine "mündliche" Vereinbarung ist. Trump kündigte jedoch an, dass das Abkommen vermutlich beim Treffen mit Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping auf dem Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Chile am 16. und 17. November unterzeichnet werden soll.
Gut für die Welt
Trump jedenfalls ist guter Dinge und verkauft sich als Sieger: "Es gab viele Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China, und jetzt ist es ein Liebesfest", sagte er. "Das ist eine gute Sache. Das ist gut für China, es ist gut für uns, aber es ist auch gut für die Welt." Gut ist es auch für ihn selbst. Denn einen Erfolg hat Trump dringend nötig. Die täglich neuen Details zur Ukraine-Affäre setzen ihn mächtig unter Druck. Und da auch die konjunkturellen Alarmzeichen zunehmen, muss der Präsident in seiner Paradedisziplin andere Erfolge vorweisen - das sind nun eben einmal die Ökonomie und die Börse, über die er sich definiert.
Ein Ende des Konflikts mit China dürfte viele amerikanische Unternehmen beruhigen. Sie haben gerade auch deswegen Investitionen auf Eis gelegt. Trumps Stammwähler, die Farmer, kämpfen ebenfalls mit Existenzängsten aufgrund der ausfallenden Agrarkäufe Chinas. Diese Sorgen sollten sich nun mit der abgeschlossenen Phase 1 erst einmal erledigt haben.
Schon vor dem Trump’schen Deal gab die US-Notenbank Fed bekannt, dass man durch den Kauf kurz laufender Staatsanleihen, der sogenannten Treasury Bills, weitere Milliardenbeträge in die Finanzmärkte pumpen will, um so Spannungen am Geldmarkt erst gar nicht aufkommen zu lassen. Die Käufe sollen bis mindestens zum zweiten Quartal des kommenden Jahres andauern. Ziel sei es, die Reserven der Banken auf dem Niveau von Anfang September 2019 oder darüber zu halten, teilte die Fed mit. Es gibt also auch vonseiten der Notenbank weiter Unterstützung für die Konjunktur.
Gut für Anleger
Was also tun als Anleger? Das Wachstum für das laufende Jahr dürfte so oder so eher durchschnittlich ausfallen, auch die Gewinnschätzungen dürften im vierten Quartal vermutlich noch einmal zurückgehen. Der Hoffnungsschimmer: In der ersten Jahreshälfte 2020 sollten sie wieder ansteigen. Und weil es bis dahin nicht mehr so lange ist, sollten mögliche Kursdellen nicht zu drastisch ausfallen. Für langfristige Anleger gibt es daher keinen Grund zur Panik.