Feierlichkeiten sind angesagt in den USA: Thanksgiving, der wichtigste Feiertag der Nation. Rund um diesen Tag dürfte es daher ruhiger an den Märkten zugehen. Zumindest war das in der ­Vergangenheit immer so. Zum einen, weil traditionell an Erntedank die Familie im Mittelpunkt steht und viele Börsianer Urlaub machen. Zum anderen aber auch, weil die Amerikaner - mittlerweile auch jede Menge Nichtamerikaner - mit Einkaufen beschäftigt sind, mit Shopping. Stichwort: Black Friday und Black Week. Die Thanksgiving-Woche ist ein extrem wichtiger Umsatzbringer für den Handel. Dass es an den Börsen derweil ruhiger zugeht, bedeutet aber nicht, dass die Kurse damit automatisch nur noch seitwärts tendieren. Ganz im Gegenteil. Mit weniger Liquidität lassen sich die Werte vielleicht sogar stärker bewegen. Das gilt dann nicht nur für die Thanksgiving-Woche, sondern auch für den ganzen Dezember, wo es saisonal bedingt zu einem Rückgang bei Emissionen und Liquidität kommt. Doch so oder so: Die Dinge stehen nicht schlecht für die Börsen. Besonders vor dem Hintergrund der jüngsten fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken sei die Konjunkturlage "konstruktiv", so Mark Dowding, Chefinvestor beim Geldverwalter Bluebay. Auf dem Wachstumspfad

Dowding ist der Meinung, dass viele Anleger zu vorsichtig seien, was die Wachstumsaussichten angeht. "Bei unseren Treffen mit politischen Entscheidern in den USA sahen wir unsere Auffassung bestätigt, dass sich die US-Wirtschaft weiterhin auf dem Wachstumspfad befindet", so der Investor. Indizien dafür gebe es einige: Die Inflation bewege sich nahe am Ziel der Notenbank Fed. Ebenso die Inflationserwartungen für die folgenden Quartale. Außerdem ist die Konsumnachfrage weiterhin gut (ob mit oder ohne Black Week), der Dienstleistungssektor zeigt sich robust und die hohen Staatsausgaben in den USA sowie die Investitionen im Immobilien­bereich tragen ebenfalls zu der positiven Konstellation bei.

Der Handelskonflikt zwischen China und den USA ist zwar nach wie vor ein Risikofaktor. Doch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Peking die lokalen Regierungsbezirke angewiesen habe, die Strafen gegen Copyrightverletzungen zu verschärfen. Damit käme China einer wichtigen Forderung der USA entgegen. Angeblich wurden bereits Leitlinien erstellt, um den Schutz geistigen Eigentums zu stärken. Die Schwelle für den Tatbestand Copyrightverletzung soll gesenkt werden. Auch Kompensationen für betroffene US-Unternehmen sind im Gespräch. Alles ermutigende Zeichen. Bezüglich eines tatsächlichen Deals im Handelsstreit muss man dennoch wohl bis zum Ende des ersten Quartals 2020 warten. Da sind dann sicher immer wieder Unsicherheiten und Rückschläge zu erwarten.

Ordentliches Rumpeln


Und schließlich dürfte es politisch auch noch einmal ordentlich rumpeln im alten Jahr. Der US-Kongress wird wohl in der dritten Dezember-Woche zugunsten eines Impeachment-Verfahrens gegen Präsident Donald Trump stimmen. Allerdings sollte dies wegen der Mehrheit der Republikaner im Senat Anfang des neuen Jahres wieder vom Tisch sein. Turbulenzen könnte es auch wegen der Abstimmung zu den Regierungsausgaben geben - hier läuft die bisherige Vereinbarung am 20. Dezember ab. Doch letztlich sind dies vermutlich nur kurzfristige Störfeuer. Insgesamt ist die Tendenz an den Märkten weiterhin positiv, und die Jahresendrally dürfte somit fortdauern.