Das kann sich sehen lassen. Mit der Schlussglocke machte der DAX am letzten Handelstag des Novembers den dritten Gewinnmonat in Folge perfekt. Um fast drei Prozent ging es in den zurückliegenden vier Wochen nach oben. Ein wichtiger Grund dafür ist die grundlegende Entspannung im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit - trotz der zuletzt wieder aufgekommenen Zweifel. Die Ur-sache hierfür ist ein vom US-Kongress beschlossenes Gesetz, das die Demokratiebewegung in Hongkong stärken soll. Präsident Donald Trump hat es unterzeichnet, obwohl China von ihm ein Veto eingefordert hatte. Trump kündigte aber an, man wolle das Gesetz "differenziert betrachten", es gehe darum, dass China und Hongkong "ihre Meinungsverschiedenheiten freundschaftlich regeln".
Trump-Kritiker befürchten jetzt eventuell negative Auswirkungen auf die Handelsgespräche. Vermutlich zu Unrecht. Die in Hongkong erscheinende "South China Morning Post" berichtet, dass man in Peking zwar verärgert sei, es aber Beobachtern zufolge unwahrscheinlich ist, dass die politische Führung Gegenmaßnahmen ergreift, die die laufenden Handelsgespräche untergraben. Vergeltungen gibt es trotzdem: Ab sofort dürften US-Kriegsschiffe nicht mehr in Hongkong Station machen, zudem seien Strafmaßnahmen gegen US-Organisationen wie Human Rights Watch geplant.
Nach lediglich durchwachsenen neuen Wirtschaftsdaten ist es ohnehin so, dass China ein starkes Interesse daran haben sollte, einen Deal mit den USA zu erreichen. So oder so leiden beide Volkswirtschaften unter den andauernden Zwistigkeiten. Chinas Exporte in die USA sind binnen Jahresfrist um 53 Milliarden Dollar gesunken - der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise. Und umgekehrt sind die Ausfuhren der USA nach China um 33 Milliarden Dollar geschrumpft. Ermutigend also, dass es inzwischen Indizien dafür gibt, dass sich in der Volksrepublik so langsam richtig was tut.
Der Staatsrat hat laut Nachrichtenagentur Xinhua angekündigt, dass man die Entwicklung des Handels verstärken, die Handelshemmnisse senken und den Schutz des geistigen Eigentums verbessern wolle. Man käme damit grundlegenden Forderungen der USA nach. Ein Erstrundenabkommen wird damit immer wahrscheinlicher, wodurch die Strafzölle auf dem gegenwärtigen Niveau eingefroren und eine Anhebung am 15. Dezember ausgesetzt würde.
Auch positiv für die Börsen: Der politische Gegenwind in Europa lässt nach. So dürfte es in den kommenden Wochen zu einer Einigung im Haushaltsstreit zwischen der EU und Italien kommen. Um ein Defizitverfahren gegen das südeuropäische Land zu vermeiden, wird man sich wohl auf einen Fehlbetrag von 2,2 Prozent für 2020 verständigen. Abzuwarten bleiben derweil noch der Ausgang der vorgezogenen Parlamentswahlen in Großbritannien und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Brexit.
Insgesamt sollte man also nicht zu skeptisch in den Dezember und ins neue Jahr gehen. Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte 2020 voraussichtlich bei etwa drei Prozent liegen, also in etwa auf dem Niveau des laufenden Jahres. Eine globale Rezession steht also nicht bevor, auch wenn in den etablierten Volkswirtschaften der Welt das Wachstum etwas nachlassen dürfte - ganz im Gegensatz zu dem in den Schwellenländern.