Es ist so weit: Nach langen Verhandlungen haben sich die USA und China auf ein Handelsabkommen geeinigt. Auf ein erstes zunächst, auf "Phase 1", wie es die Kontrahenten nennen. Weitere Abkommen sollen im neuen Jahr folgen. So zumindest bestätigen das die Regierungen beider Länder. Was durchaus zu erwarten war, schließlich hatte US-Präsident Donald Trump bereits Ende Oktober einen Deal angekündigt, und die chinesische Seite hatte dies nicht dementiert.

Das erklärt vermutlich auch, dass es an den Aktienmärkten am Tag der Deal­ankündigung zu keinem der vielen erhofften sprichwörtlichen Kursfeuerwerke kam. An den Börsen war das Abkommen längst antizipiert worden, schließlich steigen die Kurse seit Anfang Oktober ohne nennenswerte Korrektur - frei nach der Börsenweisheit: "Buy the rumour, sell the news". Auch am Vortag des Deals war es zu einem Kurssprung gekommen, als der Präsident (natürlich) per Twitter verkündete, dass ein "großer Deal sehr nahe" sei.

Außerdem hatte Boris Johnsons Wahlsieg in Großbritannien bereits für steigende Kurse gesorgt (siehe Titelgeschichte), ebenso die erste Pressekonferenz der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde, die verkündete, dass es auch unter ihr bei der ultralockeren Geldpolitik bleiben werde. Konkret belässt der EZB-Rat also den Leitzins im Euroraum unverändert auf dem Rekordtief von null Prozent.

Entfallene Zölle


Das beschlossene Abkommen zwischen China und den USA überstrahlte dies jedoch. Im Detail sieht es vor, dass China deutlich mehr tut als bisher, um das "intellektuelle Eigentum" amerikanischer Unternehmen in der Volksrepublik zu schützen. Zudem sollen in China tätige US-Unternehmen nicht mehr zum Technologietransfer gezwungen werden. Und schließlich verpflichtet sich Peking, den Import von amerikanischen Industrieerzeugnis­sen, Produkten aus der Landwirtschaft, Energie sowie Dienstleistungen in den kommenden zwei Jahren um mindestens 200 Milliarden Dollar zu erhöhen.

Auch bei den Zöllen tut sich einiges. Die für das laufende Jahr noch geplanten US-Strafzölle auf chinesische Smart­phones und Spielzeug im Gegenwert von 156 Milliarden Dollar entfallen, China verzichtet auf die geplanten Gegenmaßnahmen. Zudem werden die im September verhängten Strafzölle auf chinesische Waren halbiert. Lediglich die seit März 2018 geltenden Strafzölle von 25 Prozent auf 250 Milliarden Dollar an chinesischen Waren bleiben in Kraft.

Das Phase-1-Abkommen steht also. Klar ist aber auch, dass es damit nicht getan ist. 2020 wird weiterverhandelt, was sicherlich auch immer wieder einmal für Unsicherheit sorgen wird. Letztlich sind aber beide Seiten an einem guten Ausgang interessiert - Trump, weil er eine Wahl gewinnen möchte, und Peking, weil man allzu große konjunkturelle Verwerfungen vermeiden will.

Zaghafte Anzeichen


Es bleibt also letztlich bei unserer derzeit recht positiven Einschätzung des Aktienmarkts. Neben der gegenseitigen Annäherung im Handelskonflikt zwischen den USA und China gibt es nämlich weitere positive Signale: So sieht man zaghafte Anzeichen dafür, dass sich der Industriesektor, der das globale Wachstum nach unten gezogen hat, endlich zu stabilisieren beginnt. Außerdem wirken sich die bisherigen Zinssenkungen der US-Notenbank sowie die zusätzliche Liquidität vorteilhaft auf die Kreditvergabebedingungen in Europa und den USA aus. Also dranbleiben!