Wer hätte das gedacht? Mit einem Plus von 11,9 Prozent war der zurückliegende November, gemessen am Weltaktienindex MSCI World, der zweitbeste Monat für Aktien überhaupt seit Beginn der Statistik 1970! Nach Recherchen der Fondsgesellschaft DWS gab es einzig im Januar 1975 einen noch stärkeren Anstieg. Verrückt.

Aber auch passend. Denn dies fügt sich nahtlos ein in ein an extremen Anekdoten nicht armes Börsenjahr. Man denke an den Crash im Frühjahr, ausgelöst durch die Angst vor den Folgen der Corona-Epidemie. Durch den verheerenden Einbruch sackte der DAX bis in die 8000er-Region ab. Und der Dow Jones bis unter 20 000 Punkte. Zu dieser Zeit hätte man wohl eher nicht gedacht, dass DAX und Dow, wie auch die meisten anderen wichtigen Indizes der Welt, das Minus binnen weniger Monate wieder aufgeholt haben würden: Der DAX notiert inzwischen wieder über 13 000 und der Dow Jones erreichte sogar ein neues Allzeithoch jenseits der schön runden 30 000 Punkte.

Ganz zu Unrecht steigen die Kurse ja auch nicht. Die Konjunkturerholung ist auf dem Weg, so viel ist klar, und lässt einen deutlichen Anstieg der Unternehmensgewinne erwarten - was dann auch wieder so einen fulminanten, historisch herausragenden Monat erklärt wie den gerade zu Ende gegangenen November.

Über dem langfristigen Durchschnitt


Fakt ist aber auch, dass durch die jüngsten Kurssteigerungen die Bewertungen an den Aktienmärkten weltweit stark gestiegen sind. Genauer gesagt: Die Bewertungen liegen inzwischen deutlich über dem historischen Durchschnitt.

Ist das also ein Grund, sich Sorgen zu machen? Nicht zwangsläufig. Zum einen sind hohe Bewertungen zu Beginn eines neuen Konjunkturzyklus durchaus gerechtfertigt, weil man davon ausgehen kann, dass sich die Profitabilität der Unternehmen in absehbarer Zukunft bessern wird. Zum anderen lassen sich die aktuell hohen Bewertungen am Aktienmarkt auch durch die Zinsen erklären.

In derselben DWS-Analyse, die auch den Super-November zum Thema hat, ist dazu Folgendes zu lesen: "Seit mehreren Jahren lässt sich eine interessante inverse Korrelation zwischen der Aktienmarktbewertung und der Entwicklung der realen Staatsanleiherenditen beobachten." Oder anders ausgedrückt: Der starke Verfall der Anleiherenditen - teilweise sogar in den negativen Bereich - zwingt viele Investoren, sich nach rentableren Alternativen umzusehen und schließlich auf andere, aber eben auch risikobehaftete Anlagen auszuweichen und umzuschichten.

Und da führt schließlich kaum ein Weg am Aktienmarkt vorbei. Statt in Anleihen investieren jetzt viele lieber in Dividendenpapiere. Allerdings, und das ist das Problem, steigen mit dieser neuen Vorliebe auch die Investmentrisiken insgesamt.

Abhängig von den Notenbanken


Als Anleger hängt man nun auf Gedeih und Verderb davon ab, dass es am Aktienmarkt positiv weitergehen wird. Dafür muss es zum einen klappen mit der konjunkturellen Erholung, die wiederum von der raschen Verfügbarkeit effizienter Impfstoffe abhängt. Und zum anderen müssen natürlich die Realrenditen weiterhin niedrig bleiben.

An diesem Punkt kommen die Zentralbanken ins Spiel. Sie müssen die nominalen Zinsen niedrig halten und dabei "die Inflation etwas laufen lassen", so die DWS. Davon kann man getrost ausgehen. Die Aktionen und Aussagen der wichtigsten Notenbanken lassen kaum Zweifel aufkommen.