Nach dem überaus schlechten Start in den Dezember erholten sich die Aktienmärkte zuletzt wieder deutlich. Das hatte natürlich erneut mit Nachrichten rund um die neue Omikron-Variante des Coronavirus zu tun. Demnach kann man derzeit - bei aller Vorsicht - zumindest von keiner gravierenden Verschlechterung der Lage ausgehen. Dass es an den Weltbörsen wieder nach oben ging, lag auch an einigen erfreulichen Konjunkturnachrichten. So ist etwa das Verbrauchervertrauen in den USA überraschend gestiegen.

Parallel dazu kletterte die Inflation in den USA zwar auf den höchsten Stand seit Juni 1982, doch das trübte die Stimmung nicht. Schlicht weil man damit gerechnet hatte. So kosteten Waren und Dienstleistungen in den Staaten im November 6,8 Prozent mehr als im Oktober. Diese dynamische Preissteigerung wird mit Sicherheit in der aktuellen Sitzung der US-Notenbank Fed zentraler Punkt auf der Agenda sein. Der Preisdruck bleibt hoch und deutlich über der Schmerzgrenze von Fed-Chef Jerome Powell. "Die Preisentwicklung und ein offensichtlich immer engerer Arbeitsmarkt - zuletzt waren die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den tiefsten Stand in mehr als einem halben Jahrhundert gefallen - vertragen sich kaum mit der immer noch sehr expansiven Ausrichtung der Geldpolitik", heißt es in einer Analyse der Commerzbank. Die Fed wird daher wohl die Normalisierung der Geldpolitik beschleunigen und ihre Anleihekäufe schneller zurückfahren.

Gelassenheit in den USA ...


Doch wie zuvor geschrieben: Die Anleger reagieren auf diese Aussichten bislang gelassen. Der marktbreite amerikanische Leitindex S & P 500 schloss nach der Inflationsnachricht gar auf einem neuen Allzeithoch. Das eigentlich ungünstige Szenario für die Aktienmärkte dürfte also weitgehend eingepreist sein. Mit einer Zinserhöhung in den USA rechnet man dazu passend bereits gegen Mitte des kommenden Jahres. Zu sehen ist das an der Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen - die steigt seit Wochen. Und auch der Greenback, der US-Dollar, wird seit einigen Wochen immer stärker.

Dass man die Inflationsdaten nicht zu dramatisch sehen sollte, findet Joachim Fels, Chefökonom der Fondsgesellschaft Pimco. "Ja, die Inflationsraten sind hoch und verursachen auf den ersten Blick bei vielen Menschen einen Schrecken", sagte Fels in einem Interview der "FAZ". Aber es seien eben auch Sonderfaktoren am Werk: der Anstieg der Energiepreise, die Störung der Lieferketten und eine pandemiebedingt hohe Nachfrage nach Gütern. "In den Vereinigten Staaten hat man den Verbrauchern eine Zeit lang sogar Schecks in die Hand gedrückt und damit die Nachfrage zusätzlich befördert. Aber ich erwarte nicht, dass die Inflation dauerhaft hoch bleiben wird", so Fels weiter.

... und in Europa


Gemeint ist damit auch der alte Kontinent. Denn im Euroraum hat die jährliche Inflationsrate im November mit 4,9 Prozent ebenfalls einen Wert erreicht, der deutlich über den Zielvorgaben der Notenbank liegt. Weil gleichzeitig der wirtschaftliche Ausblick für 2022 mit einer Wachstumsprognose von 4,6 Prozent sehr optimistisch ausfällt, werden die Rufe nach einem Ende des Anleihekaufprogramms PEPP lauter.

Doch auch die Anleger in Europa reagieren darauf bislang gelassen. Die Kurse nähern sich langsam wieder den alten Höchstmarken. So kommt die Jahresendrally mit etwas Verzögerung wohl doch noch in Gang.