Es bleibt schwierig. Die Schwankungen an den Börsen weltweit sind weiter hoch. Anfangs wurden die Ergebnisse der Notenbanksitzungen der US-Fed, der Bank of England und der EZB noch positiv aufgenommen, bis dann doch wieder Verkaufsdruck aufkam. Offensichtlich haben sich die Sorgen um weitreichende Folgen der Omikron-Variante durchgesetzt. Härtere Beschränkungen sind auch in Deutschland wahrscheinlich. Ebenso in Großbritannien. Bei Redaktionsschluss befanden sich die Niederlande bereits in einem harten Lockdown. Anders in den USA: Dort soll es keine Lockdowns mehr geben. Trotz Omikron. Eine Virusvariante, unterschiedliche Strategien.
Was soll man davon halten? Da wäre also zum einen der restriktive Kurs der Fed, die das Tapering im März einstellen wird. Und die nun wohl drei statt zwei Zinsanhebungen im kommenden Jahr eingeplant haben dürfte. Gleichzeitig aber bleibt der Kurs der Europäischen Zentralbank zunächst locker: Hier wird es wohl erst 2023 zu höheren Zinsen kommen. Nüchtern betrachtet, hat sich also so dramatisch viel nicht getan. Positiv ist schließlich, dass die Karten damit nun auf dem Tisch liegen. Die Anleger und Investoren wissen jetzt Bescheid. Das verleiht eine gewisse Planungssicherheit.
Gut abgefedert
Die steigenden Omikron-Fallzahlen erweisen sich derweil als Belastungsfaktor. Zum einen, weil vielen Regierungen nichts anderes einfällt, als mit neuen Restriktionen zu reagieren, und dabei übersehen, dass immer mehr Studien zeigen, dass die Krankheitsverläufe bei Omikron einen geringeren Schweregrad aufweisen.
Allerdings, und das ist der Unterschied zum vergangenen Jahr, können die Unternehmen mittlerweile doch erheblich besser mit den diversen mehr oder weniger sinnvollen Restriktionen umgehen. Das sollte die zu erwartenden negativen wirtschaftlichen Effekte zu einem gewissen Grad abfedern.
Wie geht es also weiter? Das Jahr 2022 steht vor der Tür und man sollte sich darauf einstellen, dass anhaltende Lieferengpässe und die neue CoronaVariante in den kommenden Wochen weiterhin für große Unsicherheit sorgen werden - ungeachtet der Tatsache, dass sich die Märkte von ihren pandemiebedingten Korrekturen im Frühjahr 2020 wieder weitgehend erholen konnten.
Dass es im neuen Jahr wohl etwas schwerer wird, zeigt auch die neueste Ifo-Konjunkturprognose für 2022. Demnach soll die Wirtschaft in Deutschland nur noch um 3,7 Prozent wachsen - bislang war man beim IfoInstitut von 5,1 Prozent ausgegangen. Es gibt aber auch Lichtblicke: Die anstehende Dividendensaison in Deutschland beispielsweise lässt neue Ausschüttungsrekorde erwarten. Gleichzeitig sind die Auftragsbücher vieler Unternehmen gut gefüllt, was wiederum auf erneut steigende Unternehmensgewinne hindeutet.
Stark genug
Wenn man also von einem positiven Szenario ausgeht, dann sollten die aktuellen Störfeuer Omikron und "Zinsschock" aller Wahrscheinlichkeit nach nur temporärer Natur sein. Die Stimmung an den Märkten sollte also nicht signifikant getrübt werden. "Selbst wenn die Notenbanken weitere Zinsschritte für notwendig erachten sollten, so dürfte die Wirtschaft stark genug sein, um diese zu verkraften. Der Ausblick auf das neue Jahr stellt sich somit positiver dar, als es die aktuelle Nachrichtenlage erwarten lässt", heißt es dazu in einer Studie der St. Galler Kantonalbank.