Als da wären (in beliebiger Reihenfolge): die Handelskonflikte, die steigenden Zinsen, die flache Zinskurve, der steigende Ölpreis und schließlich die Notenbankpolitik. Alles Risiken, die man durchaus kennen und ernst nehmen sollte. Allerdings - die Ampelanalogie sei erlaubt - leuchten die Warnsignale alle nicht rot auf, sondern schlimmstenfalls gelb. Auf einen Bärenmarkt und/oder eine Rezession weist bislang nichts hin.

Die größte Furcht der Anleger ist sicher die, dass die Notenbanken - namentlich die US-Fed - in diesem Jahr den Fehler begehen, zu schnell und zu drastisch die Zinsen zu erhöhen, während gleichzeitig unter Umständen die Dynamik der Konjunkturentwicklung nachlässt. Die Folge wäre dann wohl eine Rezession und das Ende der seit 2009 andauernden Rally an den Aktienmärkten.

Doch was bedeutet "zu schnell und zu drastisch"? Ein Indikator hierfür lieferte in der Vergangenheit recht verlässlich der US-Arbeitsmarkt. Wenn nämlich der Jahreszuwachs an neuen Stellen geringer ausfiel als die Jahressteigerung der Leitzinsen, dann folgte immer eine Rezession, Startpunkt irgendwann in den darauffolgenden zwölf Monaten. Noch ist dies aber nicht der Fall, die Jobmaschine läuft und läuft. Allerdings könnte sich das - bei aller Vorsicht - 2019 ändern.

Eine weitere große Sorge betrifft die Zinsentwicklung und den Umstand, dass die Renditekurve immer flacher wird, die Zinsen am kurzen wie am langen Ende sich also annähern. Letzteres war in der Vergangenheit ebenfalls ein Warnsignal dafür, dass die Wirtschaftsentwicklung am Kippen ist. Was das absolute Niveau des Leitzinses betrifft, zeigt die Erfahrung, dass dies erst ab etwa fünf Prozent Probleme macht - eine Studie der US-Bank JP Morgan hat dies noch einmal erarbeitet. Der Grund ist sicher auch psychologischer Natur. Am Anfang eines Zinserhöhungszyklus neigen Anleger dazu, dies positiv zu deuten, weil die Zinsen schließlich steigen, da das Wachstum stark ausfällt. Später treten dann die negativen Seiten in den Vordergrund, weil die immer höheren Zinsen die Bilanzen der Unternehmen belasten. Gelb leuchtende Ampeln also auch hier.

Das gilt ebenfalls für die Handelsstreitigkeiten. Weniger, was den von Amerika gekündigten Atomvertrag mit dem Iran angeht. Umso mehr aber betrifft es den Konflikt mit China. Findet man hier keine Kompromisse, ist das Risiko groß, dass das stark kreditfinanzierte Wachstum Chinas Schaden nimmt. Mit dann auch unangenehmen Folgen für die Nachbarstaaten und Handelspartner. Allerdings gibt es inzwischen Gespräche zwischen den USA und China. Die Forderungslisten sind lang, das Ganze wird also dauern.

Und schließlich der Ölpreis. Der ist seit Jahresbeginn um fast 20 Dollar gestiegen. Auch das ist ein Warnsignal, gab es doch in zehn der zurückliegenden elf Fälle eines US-Wirtschaftsabschwungs auch einen Ölpreisschock. Die gute Nachricht: Für einen echten Schock müsste sich der Preis auf Sicht von zwölf Monaten schon verdoppeln - bislang sind es aber lediglich 50 Prozent Plus. Alles in allem sind die Risiken also durchaus beachtenswert. Sie liefern allerdings noch keinen Grund, jetzt aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Noch läuft sie, die Börsenrally.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com