Nachgehakt beim Marktforscher beim Maklerkonzern JLL. Von Bernhard Bomke
€uro am Sonntag: Herr Scheunemann, Sie sagen, in zwei, drei Jahren werden hierzulande zehn Prozent weniger Büroflächen gebraucht. Wie kommen Sie darauf?Helge Scheunemann: Im Moment weiß keiner so genau, was in der Büroarbeitswelt passieren wird. Wir haben verschiedene Szenarien betrachtet und glauben, die Indizien sprechen am ehesten dafür, dass künftig 15 Prozent der Bürobeschäftigten dauerhaft von zu Hause aus arbeiten werden. Das entspricht etwa zehn Prozent weniger Büroflächenbedarf.
Hätten Sie diesen Rückgang auch ohne -Corona und die vielen Homeoffice--Lösungen in diesen Monaten vorausgesagt?
Nein, sicher nicht. Es gibt zwar schon seit Langem Prognosen dazu, dass viel mehr Bürobeschäftigte zu Hause arbeiten werden, aber die Erfahrungen mit Corona wirken da als starker Beschleuniger.
Ihre Prognose bedeutet, dass zum Beispiel in Frankfurt eine Million Quadratmeter weniger Büroflächen gebraucht würden. Das spricht für Leerstand und sinkende Mieten. Sollten Anleger Bürohäuser nun meiden?
Nein, das sollten sie nicht. In den sieben größten Städten Deutschlands liegt die Leerstandsquote derzeit im Schnitt bei drei Prozent. Das ist sehr, sehr wenig. Wenn wir dort demnächst zweistellige Leerstandsquoten bekommen, ist das nicht schlimm. Solche hatten wir viele Jahre lang in Düsseldorf und Frankfurt - und die Mieten sind trotzdem gestiegen.
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Steigen die Büromieten noch weiter?
Wir glauben eher, sie werden zumindest kurzfristig leicht zurückgehen. Bei welchen Bürostandorten raten Sie -Anlegern nach Corona zur Vorsicht? Die großen Städte sind auch in Zukunft eher sicher. Bei Stuttgart sehen wir wegen der Abhängigkeit von der Automobilindustrie jedoch ein etwas erhöhtes Risiko.